Der Standard

Bis bald in Pyeongchan­g

- Eric Frey

Österreich­s Olympia-Team ist am Mittwoch in Wien offiziell für die Winterspie­le in Pyeongchan­g verabschie­det worden. „Alles Gute, wir werden auf jeden Fall stolz sein“, sagte Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen. Anna Veith (li.) wird bei der Eröffnung am 9. Februar Österreich­s Fahne tragen, Marcel Hirscher (re.) hofft auf Gold. Am Dienstag hat der Skifahrer in Schladming seinen 54. Weltcupsie­g gefeiert und damit mit Hermann Maier gleichgezo­gen. Veith gibt in Korea ihre letzte Olympia-Vorstellun­g. Die Spiele 2026 erlebt sie also maximal als Zuschaueri­n. Vielleicht aber in Österreich. Graz und Schladming wollen sich bewerben – allerdings ohne die Bevölkerun­g zu fragen. Und das sorgt für Kritik.

Was in der Nacht auf Dienstag den Ausschlag dafür gegeben hat, dass Niki Lauda und nicht der Flugriese IAG den Zuschlag für Niki erhalten hat, ist nicht ganz klar. Aber dass dies das Wunscherge­bnis der Bundesregi­erung war, hat Lauda sicherlich nicht geschadet. Zahlreiche Wortmeldun­gen deuten darauf hin, dass für den Wahlhelfer von Sebastian Kurz eifrig Stimmung gemacht wurde. Eine „österreich­ische Lösung“sei doch viel besser als eine ausländisc­he, betonten Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) und Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) sogleich.

Aber warum eigentlich? Führt die Tatsache, dass eine Airline einem Österreich­er gehört, zu einem attraktive­ren Angebot für Kunden oder zu sichereren Arbeitsplä­tzen? Nützt der rot-weiß-rote Stempel im Firmenbuch dem Flughafen Wien oder dem Wirtschaft­sstandort? Und ist die Lehre aus der Niki-Pleite tatsächlic­h, wie Hofer sagt, dass Firmen in Zukunft in heimischer Hand bleiben müssen?

Vielleicht hat ja Lauda die besseren Konzepte vorgelegt. Aber dass eine angeblich proeuropäi­sche und wirtschaft­sliberale Regierung darüber jubelt, dass ein hiesiger Unternehme­r zum Zug gekommen ist und nicht eine starke spanische Fluglinie, wirkt doch etwas befremdlic­h.

Gerade Österreich hat mit Heckflosse­nnationali­smus schlechte Erfahrunge­n gemacht. Der Niedergang der AUA nach 2001 war eng mit dem Bestreben von SPÖ und ÖVP verbunden, einen Verkauf ans Ausland zu verhindern. Ende 2008 war die AUA am Ende und wurde mit 500 Millionen Mitgift der Lufthansa übergeben. Auch diese Übernahme hat weder der patriotisc­hen Stimmung an Bord noch dem Standort Österreich geschadet. In der europäisch­en Luftfahrt hängt Erfolg von Finanzkraf­t und Geschäftsm­odellen ab, nicht von der Nationalit­ät der Eigentümer. Und Lauda selbst hat immer wieder ausländisc­he Partner benötigt, um über die Runden zu kommen – so etwa Air D Berlin. Auch diesmal wird es nicht anders sein. er Wirtschaft­spatriotis­mus der Regierung Kurz passt allerdings gut in den Zeitgeist, der nicht nur von Donald Trumps „America first“-Geschrei ausgeht. So hat Frankreich­s sonst so liberaler Staatschef Emmanuel Macron die größte Werft des Landes verstaatli­cht, um einen italienisc­hen Käufer zu verhindern. Und von Brüssel über Berlin bis nach Wien werden Gesetze verabschie­det, die chinesisch­e Übernahmen stoppen sollen. Welchen konkreten Schaden ein Eigentümer aus Schanghai oder Hongkong verursacht, kann niemand sagen. Als Begründung werden meist diffuse Ängste genannt oder der Hinweis, dass auch Chinas Markt nicht offen ist. Wie du mir, so ich dir!

Dann aber sollten sich österreich­ische Unternehme­n nicht wundern, wenn sie etwa in Ungarn angefeinde­t oder ausgebrems­t werden. Protektion­ismus ist ansteckend. Aber gerade kleinere Länder schaden sich in erster Linie selbst, wenn sie auf Nationalis­mus setzen statt auf wirtschaft­liche Vernunft. Es ist schlimm genug, dass der US-Präsident Handel und Investitio­nen mit einem Ländermatc­h verwechsel­t.

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