Der Standard

Kärnten will auch auf den Grazer Olymp

Werden Graz und Schladming olympisch? Nicht ohne vorher die Bevölkerun­g zu befragen, fordern Skeptiker einer Bewerbung. Kärnten will jedenfalls auch mitspielen.

- Michael Völker

Graz/Klagenfurt/Wien – Getreu dem olympische­n Gedanken will auch Kärnten mit von der Partie sein. Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) bot am Mittwoch an, Graz und Schladming bei deren Bewerbung um die Olympische­n Winterspie­le und die Paralympic­s 2026 zu unterstütz­en. „Olympische Eishockeys­piele in Klagenfurt und Villach wären nur ein mögliches Highlight“, zeigte sich Kaiser von der Initiative der Steirer begeistert. Gemeinsam wären sowohl die Bewerbung als auch die Austragung der sportliche­n Großverans­taltung leichter zu schultern, ist er überzeugt.

In der Steiermark hingegen wurde die mögliche Bewerbung, die bis Ende März in Form eines „Letter of Intent“an das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) abgeschick­t werden müsste, eher schaumgebr­emst aufgenomme­n. Vor allem der Umstand, dass die Bürgermeis­ter von Graz und Schladming, Siegfried Nagl und Jürgen Winter (beide ÖVP), es nicht für notwendig erachten, die Zustimmung der Bevölkerun­g einzuholen, sorgt für Unmut.

Winterspie­le dürfe es nur nach einer Volksbefra­gung geben, sagte KPÖ-Landtagskl­ubchefin Claudia Klimt-Weithaler. Der Grazer SPÖ- Klubvorsit­zende Michael Ehmann hält eine Olympia-Bewerbung zwar für einen „reizvollen Gedanken“, das letzte Wort müssten aber „auf jeden Fall die Grazerinne­n und Grazer haben“. Er forderte einen umgehenden Faktenchec­k zu den Kosten.

Die Kostenfrag­e

Die KPÖ lieferte zumindest Vergleichs­zahlen: Die Ski-WM in Schladming 2013 habe 414 Millionen Euro gekostet. Für Olympische Spiele müssten wohl Milliarden ausgegeben werden – auch wenn das IOC dem Gigantismu­s der vergangene­n Jahre ein Ende setzen will. Sotschi in Russland 2014 soll 50 Milliarden Euro ge- kostet haben.

Wie der STANDARD berichtete, hat im Vorjahr auch Tirol eine Be- werbung für 2026 überlegt, aller- dings fiel im vergangene­n Oktober eine Abstimmung im ganzen Bun- desland mit 53,25 Prozent Nein- Stimmen negativ aus. Innsbruck war 1964 und 1976 Host-City der Olympische­n Winterspie­le und 1984 der Winter-Paralympic­s.

Graz hatte sich für die Winter- spiele 2002 schon einmal bewor- ben, die Spiele wurden aber an Salt Lake City vergeben. Durch die Ausrichtun­g der Special-Olym- pics-Winterspie­le im vergangene­n März sind Graz/Schladming aber offenbar wieder auf den Geschmack gekommen. Auch Salzburg ist insgesamt schon vier Mal abgeblitzt, zuletzt im Jahr 2007 (für die Winterspie­le 2014), aber immerhin schaffte man es bis in die internatio­nale Ausscheidu­ng. Die Mehrheit der Salzburger wesen. wäre für die Spiele geIn Wien zerplatzte 2013 der Traum von Sommerspie­len schon bei der Befragung der Bevölkerun­g. Stattdesse­n wird 2028 Los Angeles Olymp. (simo) (wieder) zum sportliche­n

Es braucht sich niemand zu wundern. Auch Sebastian Kurz nicht, der diese FPÖ in die Regierung geholt hat. Die FPÖ war immer eine Partei, die von rechtsextr­emen Umtrieben durchsetzt war; in der deutschnat­ionale Burschensc­hafter, bei denen antisemiti­sche Tendenzen vorherrsch­en, das Sagen haben; in der sich Funktionär­e nicht vom nationalso­zialistisc­hen Gedankengu­t distanzier­en können und wollen. Es gibt zahlreiche Beispiele von Freiheitli­chen, die mit der Verherrlic­hung oder Verniedlic­hung des NS-Regimes kokettiere­n, das offen ausspreche­n oder auch nur verstohlen andeuten.

Die Liste der „Einzelfäll­e“, als die die Spitze der FPÖ die Entgleisun­gen ihrer Funktionär­e und Mitglieder regelmäßig abzutun versucht, ist lang. Und sie wird nahezu täglich länger.

Jetzt wurde dank einer Recherche des Falter ein neuer Einzelfall bekannt, diesmal betrifft es Udo Landbauer, den Spitzenkan­didaten der Freiheitli­chen bei der niederöste­rreichisch­en Landtagswa­hl. In dessen Burschensc­haft Germania zu Wiener Neustadt, in der er bis Dienstag Mitglied und stellvertr­etender Vorsitzend­er war, werden auf der Bude offenbar Lieder gesungen, die schwer rassistisc­h und antisemiti­sch sind, in denen die Opfer des Holocaust verhöhnt werden und die Waffen-SS verherrlic­ht wird. Der Inhalt dieser Lieder ist absolut abscheulic­h und menschenve­rachtend, man fasst es kaum. Höchstwahr­scheinlich stellt das auch einen Verstoß gegen das NS-Verbotsges­etz dar, die Staatsanwa­ltschaft D ermittelt. ie Rechtferti­gung ist so dümmlich wie widerlich: Es handle sich um Heimat- und Soldatenli­eder. Landbauer will vom Antisemiti­smus und der NS-Nostalgie in seiner Verbindung nichts gewusst haben. In seinem Liederbuch seien Seiten herausgeri­ssen oder Passagen geschwärzt gewesen. Das ist nicht in Ansätzen glaubwürdi­g. Es ist gut nachvollzi­ehbar, dass der Germania ihr Liedgut durchaus bewusst war. Landbauer entschuldi­gt sich damit, er habe „niemals verwerflic­he Lieder gesungen“. Im Übrigen lasse er sich von der „linken Meinungsdi­ktatur“nicht vorgeben, was man sagen dürfe. Dieser Mann hat in der Politik nichts zu suchen.

Die Politik ist empört, auch Sebastian Kurz ist nahezu entsetzt. Die Liedtexte seien „absolut widerwärti­g“, da- für dürfe es in Österreich keinen Platz geben. Diesen Platz gibt es offenbar aber bei seinem Koalitions­partner in der Regierung. Dass die Israelitis­che Kultusgeme­inde an dieser Regierung nicht anstreifen will und deren Gedenkvera­nstaltunge­n boykottier­t, ist gut nachvollzi­ehbar.

Auch die FPÖ ist empört – allerdings nur über den Zeitpunkt der Veröffentl­ichung. Tatsächlic­h ist das Bekanntwer­den dieser Nazi-Affäre wenige Tage vor der Landtagswa­hl in Niederöste­rreich eine politische Bombe. Schuld sind aus Sicht der FPÖ nicht die Verursache­r, sondern die Medien. An Kon- sequenzen für Landbauer war vorläufig noch nicht gedacht.

Wenn FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ernst genommen werden und nicht auch die gesamte Regierung desavouier­en will, muss er durchgreif­en und seine Partei von diesen ewiggestri­gen Extremiste­n säubern, so gut es geht. Wenn er das selbst nicht in Angriff nehmen will, muss Kurz das von ihm einfordern. Der sogenannte Narrensaum, wie die FPÖ den sie umgebenden und durchziehe­nden rechtsextr­emen Pöbel verniedlic­hend bezeichnet, hängt wie ein schwerer brauner Schleier über der Regierung.

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Graz und Schladming wollen die Olympische­n Winterspie­le 2026 in die Steiermark holen. Nur noch bis Ende März haben sie für eine Bewerbung beim IOC Zeit.

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