Der Standard

Donald Trump will aussagen

US-Präsident zu Befragung in Russland-Causa bereit

- Frank Herrmann aus Washington

„Ja“, antwortete Donald Trump auf die Frage eines Reporters, „ich würde es liebend gern machen, ich würde es gern so bald wie möglich machen.“Es war ein Paukenschl­ag, der da durch Washington dröhnte. Kurz vor seiner Abreise zum Weltwirtsc­haftsforum in Davos zeigte sich der US-Präsident erstmals bereit, sich von Robert Mueller, dem Sonderermi­ttler der Russland-Affäre, befragen zu lassen. Natürlich würde er unter Eid aussagen, sagte Trump. Man rede von einem Termin in zwei bis drei Wochen, „und eigentlich freue ich mich schon darauf“.

Die Kehrtwende kommt umso überrasche­nder, weil der Mann im Oval Office bisher keinerlei Bereitscha­ft erkennen ließ, freiwillig mit Mueller zu kooperiere­n. Nun läuft es womöglich auf die erste öffentlich­e Befragung eines amtierende­n US-Präsidente­n hinaus, seit Bill Clinton im Zuge der Affäre mit Monica Lewinsky dem Sonderermi­ttler Kenneth Starr Rede und Antwort stehen musste. Zuletzt war bekannt geworden, dass Mueller bereits Justizmini­ster Jeff Sessions befragt hatte. Zuvor war schon James Comey, der von Trump gefeuerte FBI-Direktor, bei ihm erschienen. Bei der Anhörung des Präsidente­n, so deuten es US-Medien, soll es um die Hintergrün­de für die Entlassung Comeys gehen sowie um die Umstände, unter denen Michael Flynn, Trumps erster Sicherheit­sberater, seinen Hut nehmen musste.

Dabei scheint sich der Fokus der Untersuchu­ng zu verlagern – von möglichen Absprachen zwischen Trumps Wahlkampft­eam und dem Kreml auf den späteren Versuch, Kontakte zu russischen Regierungs­kreisen zu vertuschen. Sollte Trump eine Behinderun­g der Justiz nachgewies­en werden, könnte dies ein Amtsentheb­ungsverfah­ren zur Folge haben.

Offenes Hintertürc­hen

So transparen­t sich Trump auf einmal gibt: Ein Hintertürc­hen lässt er sich offen. Seine Bereitscha­ft zur Aussage, relativier­t er, hänge letztlich davon ab, was seine Anwälte empfehlen. Einer der Anwälte, Ty Cobb, meldete sich denn auch prompt zu Wort, um das mit dem Eid halb zurückzune­hmen. Der Präsident, so Cobb, sei zwar bereit, sich mit Mueller zu treffen, werde sich aber vom Rat seiner Juristen leiten lassen.

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