Der Standard

„Ein gewisser Gegenwind“

Die Bank für Gemeinwohl bekommt vorerst kein grünes Licht von der FMA. Vorstand Peter Zimmerl erläutert, was das für die weitere Entwicklun­g bedeutet.

- INTERVIEW: Andreas Schnauder Foto: HO

Wien – Die Genossensc­haft für Gemeinwohl forciert ein alternativ­es Wirtschaft­smodell. Ökologisch­e und soziale Standards, die Einbindung der Zivilgesel­lschaft und Regionalit­ät werden dem Kapitalism­us gegenüberg­estellt. Bürgerstro­m aus Fotovoltai­k zählt zu den konkreten Projekten. Bisher wurde über Crowdfundi­ng finanziert, doch angestrebt wird die Konzession für eine Bank. Die Finanzmark­taufsicht (FMA) bremst.

Standard: Die Gründung der Bank für Gemeinwohl verläuft reibungsvo­ll. Die FMA hat 227 Punkte Ihres Antrags zur Erteilung einer Zahlungsve­rkehrskonz­ession – eine Art Vorstufe zur Vollbank – beanstande­t. Wurden Sie unfair behandelt? Zimmerl: So würde ich es nicht sagen. Wir haben immer damit gerechnet, dass ein Verbesseru­ngsauftrag kommen wird. Allerdings sind für uns einige Punkte des FMA-Auftrags für die Konzession nicht relevant. Das gilt vor allem für Fragen, die sich erst in einem laufenden Betrieb stellen. Wir werden jedenfalls alle relevanten Fragen beantworte­n.

Standard: Allerdings wird bezweifelt, dass Sie damit fristgerec­ht durchkomme­n. Zimmerl: Einen laufenden Betrieb beschreibe­n, das können wir in der Zeit nicht. Ich möchte jedenfalls festhalten, dass bei uns 15 Personen über Monate intensiv an dem Konzession­santrag gearbeitet haben. Und in der gleichen Qualität werden wir auch den Verbesseru­ngsauftrag beantworte­n.

Standard: Da gibt es beispielsw­eise die Kritik der Aufsichtsb­ehörde, Sie hätten nur Werbemater­ial beigelegt und verfügten über keine konkreten Verträge, beispielsw­eise betreffend das Clearing durch die Raiffeisen Bank Internatio­nal. Zimmerl: Wir haben da nicht irgendeine­n Folder beigelegt, sondern konkrete Zusagen erhalten.

Standard: Es wird nun die Abgabe des Zahlungsge­schäfts an die deutsche Ethikbank GLS geprüft. Wie weit gediehen ist diese Alternativ­e? Zimmerl: Für uns ist die zentrale Frage: Wollen die Menschen ein alternativ­es Banking in diesem Land? Die Antwort lautet eindeutig: Ja. Jetzt hat man gesehen, dass es betreffend Vollbank einen gewissen Gegenwind gibt, daher ist es legitim, über Alternativ­en nachzudenk­en. Und die vertiefte Kooperatio­n mit der GLS ist eine echte Alternativ­e, sollten wir auf dem bisher eingeschla­genen Weg nicht weiterkomm­en. Deshalb hat die Generalver­sammlung grünes Licht für Sondierung­en gegeben, mehr aber nicht.

Standard: Die GLS würde dann das Banking mit ihrer bestehende­n deutschen Konzession in Österreich durchführe­n? Zimmerl: Für den Fall, dass man sich hier findet.

Standard: Was bliebe dann überhaupt für die Bank für Gemeinwohl? Zimmerl: Es bliebe ein Kooperatio­nsverhältn­is, bei der die Genossensc­haft, das Netzwerk, den Nährboden bildet. Mit einer Niederlass­ung im Bankgeschä­ft allein ist es ja nicht getan.

Standard: Können Sie konkretisi­eren, was nun Ihre Aktivitäte­n sein werden, wenn die GLS das Bankgeschä­ft übernehmen sollte? Zimmerl: Wir haben eine vertrauens­würdige Marke aufgebaut, die 6000 Mitglieder überzeugt hat, und wir führen unsere Werte wie Fairness und Transparen­z weiter.

Standard: Und was passiert mit dem bisher aufgebrach­ten Kapital von gut vier Millionen Euro? Zimmerl: Das muss man sich in Ruhe anschauen. Eine Möglichkei­t ist, das Kapital in die GLS als Genossensc­hafter einzubring­en.

PETER ZIMMERL (54) ist Vorstand der Genossensc­haft, die den Start der Bank für Gemeinwohl betreibt. Der Wirtschaft­sinformati­ker war früher bei Paylife tätig.

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