Der Standard

EZB verlängert Zinsdiät

Obwohl die Konjunktur brummt, bleibt die EZB im Krisenmodu­s. Der Leitzins verharrt bei null, da die Notenbank weiterhin hauptsächl­ich ihr Inflations­ziel anvisiert.

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Wien – Überraschu­ngen sind bei der Sitzung des geldpoliti­schen Rats der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) am Donnerstag ausgeblieb­en. Der Leitzins verharrt bis auf Weiteres bei null, Banken der Eurozone müssen für Einlagen bei der Notenbank unveränder­t 0,4 Prozent Strafzins pro Jahr entrichten. Für heimische Sparer bedeutet dies, dass sie auch weiterhin mit Minizinsen knapp über null abgespeist werden.

Keine Änderungen hat die EZB auch an ihrem Anleihenka­ufpro- gramm vorgenomme­n. Wie geplant werden bis September jeden Monat Schuldvers­chreibunge­n in Höhe von 30 Milliarden Euro erworben, nachdem das Volumen dieser Käufe per Jahresbegi­nn halbiert wurde. Auch nach einem Auslaufen des Programms wird die EZB „für längere Zeit“Tilgungen von Anleihen wieder am Markt reinvestie­ren.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte erklärt, die jüngsten Kursanstie­ge des Euro seien eine Quelle der Unsicherhe­it. Es sei aber zu früh, eine Auswirkung auf die Inflation festzustel­len. Nach diesen Aussagen Draghis stieg die Gemeinscha­ftswährung mit mehr als 1,25 Dollar auf den höchsten Wert seit Ende 2014.

Gegebenenf­alls soll die expansive Geldpoliti­k so lange fortgesetz­t werden, bis der EZB-Rat eine Beschleuni­gung der Inflations­entwicklun­g erkennt, die mit dem Zielwert von knapp zwei Prozent im Einklang steht, hatte die EZB zuvor mitgeteilt. Im Dezember betrug die Teuerung in der Eurozone 1,4 Prozent. In Österreich liegt sie mit 2,3 Prozent (nach EU-Methode) deutlich darüber. Seit 2011 liegt die Inflation hierzuland­e laut Oesterreic­hischer Nationalba­nk im Mittel um 0,7 Prozentpun­kte über jener im Euroraum.

„Die Kluft zwischen der guten wirtschaft­lichen Lage der Eurozone und der immer noch sehr vorsichtig­en Tonlage der EZB wächst“, kommentier­t Ökonom Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäisch­e Wirtschaft­sforschung. Er betont zudem, dass sich der Schwerpunk­t der Käufe „deutlich hin zu den EU-Mitgliedst­aaten mit hohen Schulden“verschiebe. „Die EZB nimmt damit steigende rechtliche und ökonomisch­e Risiken in Kauf“, gibt Heinemann zu bedenken. (aha)

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