Vor vielen, vielen Jahren
Jetzt ist schon wieder was passiert. In der FPÖ. Und zwar das Übliche. Das Liederbuch der Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt macht Probleme. Es enthält verabscheuungswürdige Texte: menschenverachtende, kriegsverherrlichende Strophen mit antisemitischem Tenor. Es gehört jener Burschenschaft, deren Vizeobmann der niederösterreichische FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer bis vorgestern war.
Damit zu tun haben will Landbauer freilich nichts, wie er auch als zugeschalteter Gast am Bildschirm der ZiB 2 am Mittwochabend betonte. Denn – und das hört man ja regelmäßig in den Zurückrudermanövern der Partei: „Für Extremismus gibt es in der FPÖ keinen Platz.“Ja, wie geht denn das?
Armin Wolf zitierte sich aus besagtem, vor ihm am Tisch liegendem Band den Mund fusselig, dass es ihm Schweißperlen auf die Stirn drückte. Es waren haarsträubende Strophen, die im Gesangsplan der Burschenschaft zuletzt scheinbar ruhend gestellt blieben. Denn Landbauer habe, versichert er, von den Liedern nichts gewusst.
Da es Wolf aber genau wissen wollte, ging der Politiker ans Eingemachte: „Ich war nie ein guter Sänger“, räumte er gleich zu Beginn ein und maß damit deutlich seine Distanz zum Liedgut aus. Auch sei er bitteschön kein Musikhistoriker. Außerdem: Was könne denn er für die Druckwerke, die seine Burschenschaft „vor vielen, vielen Jahren, vor zwanzig Jahren“herbeigeschafft hat?
Dass Geschichtsbewusstsein kein Steckenpferd der FPÖ ist, überrascht wenig. Dass sich eine Partei aber so läppisch gegen Verantwortung sträubt, ist immer wieder ein ungustiöses Fernsehspektakel, vom fragwürdigen Status der Regierungsangehörigkeit abgesehen. pderStandard. at/TV-Tagebuch