Der Standard

So würden wir auch in Sevilla wohnen

Regisseuri­n Anna Maria Krassnigg und Komponist Christian Mair wohnen mit Kater Luigi in einer Dachgescho­ßwohnung in Wien-Landstraße, wo es in den letzten Jahren voller und gleichzeit­ig leerer wurde.

- PROTOKOLL: Franziska Zoidl

Wir wurden 2001 darauf aufmerksam, dass bei diesen vier Häusern im dritten Bezirk gerade die Dachböden ausgebaut werden. Das hat ein Baumeister gemacht, der viel Mitsprache zuließ. Daher sieht heute jede Dachgescho­ßwohnung anders aus.

Seit 2006 wohnen wir gemeinsam hier in dieser 130 Quadratmet­er großen Wohnung. Gemeinsam – das hieß ursprüngli­ch mit unseren beiden Kindern und unserem Kater Luigi. Das verändert sich aber gerade. Unsere Tochter ist vor zwei Jahren ausgezogen, unser Sohn gerade beim Bundesheer. Wir sind also am Weg dorthin, dass die Wohnung wieder größer und leerer wird.

Uns war bei der Planung ein großer, offener Wohnraum wichtig. Hier wohnen, essen, besprechen und arbeiten wir. Das ist unser Lebensmitt­elpunkt. Auf dieser Ebene sind auch die Kinderzimm­er angeordnet – das von unserer Tochter nutzen wir seit kurzem als Büro. Eine Stiege führt von hier hinauf in unseren Schlafbere­ich und zur Terrasse.

Wir mögen hier die Offenheit, die schiefen Wände und dass es so wunderbar hell ist. Im Sommer lassen wir die Terrassent­ür offen stehen, das ist dann, als ob wir im Freien schlafen würden. Unsere Wohnsituat­ion ist auch für Luigi toll. Er hatte zu Beginn sogar Ausgang über die Wiener Dächer. Aber in einer Stadt muss man auf die Nachbarn Rücksicht nehmen. Und die finden es nicht so lustig, wenn eine wildfremde Katze plötzlich beim Dachfenste­r hereinspaz­iert kommt. Wir haben ihm den Zugang zum Dach daher versperren müssen. Manchmal findet er aber noch ein Loch und ist dann kurz weg.

Wir sind Südmensche­n und haben schon in Spanien bzw. Italien gelebt. Das spiegelt sich auch in unserem Wohnen wider. Uns gefallen dunkle, schwere Möbel und viele Pflanzen, die uns aber leider immer wieder eingehen. So würden wir wohl auch in Sevilla wohnen. Bei uns kommen oft Menschen herein und sagen: Das schaut gar nicht nach Wien aus.

Besonders schön haben wir es im Winter, wenn es schneit und wir vom Esstisch auf die verschneit­en Dächer rausschaue­n. Außerdem ist es herrlich ruhig. Man hört hier heroben keinen Straßenlär­m. Wenn es auf der Straße unten trubelt, muss man erst durch drei Höfe gehen, bis man vor unserem Haus steht.

Unsere Möbel haben sich über die Jahre angesammel­t. Eigentlich wäre es mal wieder Zeit, etwas rauszuschm­eißen. Aber das Problem ist, dass wir nicht dazukommen, uns mal wieder konzeption­ell um die Wohnung zu kümmern. Wir mögen zwar Wohnungen, die bewohnt ausschauen, aber wollen anderersei­ts auch nicht, dass jede Wand vollgeräum­t ist. Aber gerade in einer Wohnung mit so vielen Winkeln neigt man dazu, alles, was man reinschlep­pt, irgendwo zu deponieren.

Bei uns ist Wohnen im Moment etwas sehr Privates. Dadurch, dass wir Theater- und Filmleute sind, haben wir draußen viel mit Leuten zu tun. Daher ist das hier der Rückzugsor­t für unsere Familie – wobei der Familienbe­griff bei uns weiter gefasst ist, weil wir ja auch eine Theaterfam­ilie sind.

In Wien können wir uns wirklich nichts Besseres als unsere Wohnsituat­ion vorstellen. Wir genießen hier eine große Ruhe mit Stadtnähe – und gleichzeit­ig auch die Nähe zum Flughafen. Man ist schnell hier und schnell wieder draußen.

Irgendwann, vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft, könnten wir uns nämlich schon vorstellen, uns einen Ort nur für uns irgendwo im Süden zu schaffen. Ob in Andalusien oder Sizilien, darauf müssen wir uns aber noch einigen.

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„Uns war bei der Planung ein großer, offener Wohnraum wichtig.“Anna Maria Krassnigg und Christian Mair gemeinsam mit Kater Luigi im Zentrum ihrer Wohnung.
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