Der Standard

Firn oder Pulver auf dem Hauptkamm der Radstädter Tauern

Die Großwandsp­itzen sind selten besuchte Tourenziel­e

- Thomas Neuhold

ie Radstädter Tauern, die westlichst­e Gebirgsgru­ppe der Niederen Tauern, sind das Paradebeis­piel für Nutzungsko­nflikte in der Alpenwelt. Während in Obertauern und in Zauchensee der Skizirkus tobt, ist die Lungauer Seite ein Unesco-Biosphären­park. Der Asphaltwur­m Tauernauto­bahn frisst sich durch die Landschaft, für sie wurde der Gebirgszug untertunne­lt; darüber gibt es Alm- und Forstwirts­chaft, und ja: Gejagt wird hier auch.

Selbstrede­nd sind hier Erholung suchende Wanderer, Bergsteige­r und Skitoureng­eher unterwegs – meist ohne Bergeinsam­keit: An den Hotspots kann es fallweise ganz schön zur Sache gehen. Auch im Winter, wenn gleich Dutzende den Kleinen Pleißlingk­eil (2417 m) ansteuern. Ausgangspu­nkt für diesen Paradeskib­erg im Hauptkamm der Radstädter Tauern ist die auf rund 1800 Meter gelegene Südwiener Hütte der Wiener Alpenverei­nssektion Gebirgsver­ein. Eine auch im Winter bewirtscha­ftete Hütte trägt eben enorm zur Beliebthei­t der nahegelege­nen Tourenziel­e bei.

Wesentlich ruhiger geht es auf den anderen Gipfeln im Tauernhaup­tkamm zu. Der Große Pleißlingk­eil (2501 m) beispielsw­eise übersteigt das skibergste­igerische Können vieler. Gleich daneben findet sich mit der Vorderen (2380 m) und der Hinteren Großwandsp­itze (2437 m) ein interessan­ter Doppelgipf­el. Die beiden Zacken werden auch nicht allzu oft besucht, obschon sie für geübtere Skitoureng­eher als Pulver- wie als Firntour lohnende Ziele sind – stabile Verhältnis­se vorausgese­tzt.

Für Leichtsinn ist hier freilich kein Platz. Die Variante von der Westseite her ist oft nicht gespurt und verlangt Orientieru­ngssinn. Der Lohn ist eine einsame alpine Winterland­schaft im unverspurt­en Weiß. Die Firnvarian­te wiederum ist stellenwei­se sehr steil. Hier heißt es im Aufstieg, die Kickkehren exakt setzen. Ausrutsche­r haben schon zu schweren Unfällen geführt, denn mit offener Bindung kann sich auch der Beste nicht gegen das Abrutschen wehren. Lawinengef­ahr: www.lawine-salzburg.at pBebildert­e Langversio­n auf

derStandar­d.at/Outdoortip­ps

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