Topforscher verlässt Wien
Der Genetiker war seit 2003 Gründungsdirektor des Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA) in Wien. Der 53-Jährige gehört zu den erfolgreichsten Wissenschaftern des Landes. Nun nimmt er ein Angebot in Kanada an, wo er schon früher forschte.
Der prominente Genetiker Josef Penninger verlässt Österreich und geht an eine Top-Uni in Vancouver.
Wien – Es war ein Jobangebot, das man als internationaler Spitzenforscher wohl nur schwer ausschlagen kann: Josef Penninger, international angesehener Genetiker und Direktor des IMBA in Wien, wurde die Leitung des renommierten Life Sciences Institute (LSI) der University of British Columbia in Vancouver angetragen. Der 53-jährige Genetiker nahm an und wird damit zum Leiter des mit 86 Forschungsgruppen größten Instituts seiner Art in Kanada. (Zum Vergleich: Das IMBA in Wien verfügt über elf Forschungsgruppen.)
Die Berufung erfolgte im Rahmen eines umfassenden kanadischen Plans, die biomedizinische Forschung stark weiterzuentwickeln. Details zu Zeitplan, Übergangsphase oder weiterer Zusammenarbeit mit Wissenschaftern am Standort könne er noch nicht nennen, so Penninger.
Der Spitzenforscher kehrt damit in jenes Land zurück, in dem er seine erfolgreiche Forscherkarriere startete: Der 1964 in Gurten in Oberösterreich geborene Bauernsohn studierte zwar in Innsbruck Medizin. Sofort nach seiner Promotion 1990 ging er als aber Postdoc nach Nordamerika, wo er zunächst am Ontario Cancer Institute und später an der University of Toronto als Forscher des US-Gentechnikkonzern Amgen tätig war.
Vor allem an sogenannten Knock-out-Mäusen gelangen Penninger bald einige wichtige Entdeckungen – so etwa die Isolierung des Gens für die Regulierung der inneren Uhr bei Mäusen. Oder die Erkenntnis, dass Osteoporose genetisch veranlagt ist.
2003 kehrte Penninger nach Österreich zurück: als wissenschaftlicher Direktor des damals neugegründeten Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Unter Penningers Leitung machte sich das IMBA schon nach wenigen Jahren einen Namen in der biomedizinischen Grundlagenforschung. Eine der weltweit wahrgenommenen Entdeckungen war die Herstellung von Minihirnen.
Vielzitierter Forscher
In diese Zeit gelangen Penninger, 2014 auch Wittgenstein-Preisträger, neue Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Osteoporose und Brustkrebs. Er selbst ist aktuell mit knapp 80.000 Zitierungen (und einem aktuellen h-Index von 133) einer der meistzitierten lebenden Forscher aus Österreich. Daneben war er auch noch als Firmengründer aktiv: 2006 rief er Apeiron Biologics ins Leben und 2010 die Firma Akron Molecules.
In der jüngeren Vergangenheit gab es mehrfach Gerüchte um einen Abgang Penningers. 2015 sollte er die Leitung des Max-Delbrück-Centrums in Berlin übernehmen, konnte dann aber dank finanzieller Zugeständnisse von in Summe mehr als 20 Millionen Euro gehalten werden. Das Geld wird zum Ausbau des Stammzellschwerpunkts am IMBA genützt; ein entsprechendes Zentrum harrt noch der offiziellen Eröffnung.
Penninger prägte nicht nur als Forscher, sondern auch als öffentlicher Wissenschafter die heimische Forschungslandschaft. Er gilt zudem als politisch gut vernetzt. Gute Kontakte werden ihm zu ExKanzler Wolfgang Schüssel und Ex-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (beide ÖVP) nachgesagt.
Guilio Superti Furga, Direktor des Zentrums für Molekulare Medizin (CeMM) an der ÖAW, zeigte sich betrübt über Penningers Abgang: „Er hat den Standort geprägt und die Lebenswissenschaften ins Rampenlicht gerückt. Obwohl die Biomedizin in den letzten Jahren gewachsen ist, ist die Szene noch jung und fragil. Es wird sich zeigen, ob wir diesen Verlust verkraften werden.“
ÖAW-Präsident Anton Zeilinger gratulierte Josef Penninger zu seiner neuen Position und sieht in der Berufung des IMBA-Direktors die internationalen Spitzenleistungen der österreichischen Grundlagenforschung bestätigt. Zudem freue er sich, dass Penninger dem IMBA und Österreich verbunden bleiben möchte.