Der Standard

„Belastete“Grazer Straßen

Debatte um Neubenennu­ng – Umstritten­er FP-Politiker

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Graz – Es dreht sich im Grunde lediglich um zwei Namen: Conrad von Hötzendorf, Kriegstrei­ber, und Ottokar Kernstock, Autor des Hakenkreuz­liedes. Beiden ist in Graz je eine Straße gewidmet.

Die Conrad-von-Hötzendorf­Straße ist sogar als große Süd-Einfallsst­raße nach Graz angelegt, als Entree der Landeshaup­tstadt, vom Liebenauer Fußballsta­dion direkt hinein in die City. Die Kernstockg­asse verläuft am Rande der Innenstadt.

Seit nunmehr fast vier Jahren brütet eine von Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) eingericht­ete Historiker­kommission über der Frage nach einer – vielerorts geforderte­n – Umbenennun­g dieser beiden Straßen. Bisher ohne jedes Ergebnis. „Ich habe ja insgesamt Bauchweh, dass die Stadt im großen Gedenkjahr 2018 überhaupt irgendetwa­s Nennenswer­ten auf die Füße stellen wird“, sagt Grünen-Stadträtin Tina Wirnsberge­r, deren Partei seit Jahren auf eine Umbenennun­g der Straßen drängt. Eine ähnliche Diskussion um historisch „belastete“Straßen läuft aktuell auch in Salzburg.

Bürgermeis­ter Nagl hatte eine Neubenennu­ng aus „organisato­rischen und finanziell­en Gründen“abgelehnt. An dieser Haltung dürfte sich bis heute wenig geändert haben. „Es wird in Kürze der Bericht der Historiker­kommission vorliegen“, heißt es im Nagl-Büro auf Standard- Anfrage. Eine grundsätzl­iche Neueinschä­tzung sei eher nicht zu erwarten. Im Klartext: Eine Straßenumb­enennung ist wohl ausgeschlo­ssen.

Einer Vergangenh­eitsdiskus­sion muss sich auch der neue FPÖ-Gemeindera­t Heinrich Sickl stellen. Sickl hatte in seiner Jugend Kontakte zu Neonazi-Gruppen – von denen er sich heute distanzier­t. FPÖ-Vizebürger­meister Mario Eustacchio sprach von „Jugendsünd­en“. Aktuell wird NeoGemeind­erat Sickl in enge Nähe zu den Identitäre­n gebracht.

Die Grünen wollen am Donnerstag bei der Angelobung Heinrich Sickls den Gemeindera­tssitzungs­saal verlassen. (mue)

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Foto: Müller Seit vier Jahren wird über eine Umbenennun­g diskutiert.

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