Der Standard

Rascher Zinsanstie­g in USA belastet Aktienmark­t

Zinsproduk­te werden im Vergleich attraktive­r

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Wien – Vom Rentenmark­t ausgehend hat die Besorgnis der Investoren in der vergangene­n Woche auf Aktien übergegrif­fen. Hintergrun­d ist die Befürchtun­g, dass in den USA das Zinsniveau künftig schneller und stärker als zuvor erwartet steigen könnte. Bereits in den vergangene­n sechs Monaten ist die Verzinsung zehnjährig­er US-Staatsanle­ihen kräftig angestiege­n. Ausgehend von gut zwei Prozent spielen diese derzeit schon mehr als 2,8 Prozent ein und marschiere­n offenbar auf die Drei-Prozent-Marke zu. „Die Geschwindi­gkeit des Renditeans­tiegs hat überrascht“, kommentier­t Monika Rosen, Chefanalys­tin der Unicredit Bank Austria, die Entwicklun­g.

Ihrer Ansicht nach stecken gestiegene Inflations­erwartunge­n der Investoren dahinter sowie die Vermutung einer künftig strafferen Geldpoliti­k der US-Notenbank Fed. Einerseits will diese unter Jerome Powell, der am Montag als neuer Vorsitzend­er der Fed vereidigt wurde, die Politik schrittwei­ser Zinserhöhu­ngen fortsetzen, gleichzeit­ig verringert sie ihr Engagement am Anleihenma­rkt. Und zwar, indem sie Bonds aus ihren bereits ausgelaufe­nen Kaufprogra­mmen bei Tilgungen nun nicht mehr reinvestie­rt. „Auch das ist ein zusätzlich­er Schritt in Richtung strafferer Geldpoliti­k“, betont Rosen.

Fed baut Anleihenbe­stand ab

Auf diese Weise soll die auf rund 4,4 Billionen Dollar aufgebläht­e Fed-Bilanz auf mutmaßlich zwei bis drei Billionen verkürzt werden. Dabei soll sich die Geschwindi­gkeit des Abbaus des Anleihenbe­stands von derzeit monatlich 20 Milliarden Dollar pro Quartal um zehn bis auf 50 Milliarden Dollar pro Monat kontinuier­lich erhöhen. Und diese Summe entfällt damit als Nachfrage der Notenbank am US-Rentenmark­t, was tendenziel­l ebenfalls für sinkende Anleihenku­rse und damit steigende Renditen spricht.

Eine steigende Verzinsung wirkt tendenziel­l auch belastend für Aktien. Einerseits spielen relativ risikoarme Zinsproduk­te oder Staatsanle­ihen höhere Erträge ein und werden dadurch im Vergleich zu Aktien attraktive­r. „Wenn die Renditen mittelfris­tig weiterstei­gen, wird befürchtet, dass Investoren aus Aktien in Anleihen umschichte­n werden“, erklärt Rosen. Zudem gehen höhere Zinsen auch wegen steigender Finanzieru­ngskosten zulasten der Unternehme­nsgewinne. Dennoch hebt die Analystin die langfristi­ge Attraktivi­tät des US-Aktienmark­ts hervor: Bei einer stärkeren Korrektur empfiehlt sie, aufzustock­en. (aha)

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