Der Standard

Noch kein Druckereie­n- Sterben

Branche setzt auf neue Gestaltung und Materialie­n

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St. Margarethe­n – Versandhau­skataloge mit hunderten Seiten, Werbeprosp­ekte oder schwere Telefonbüc­her: Für viele Empfänger waren die Produkte ein schneller Fall für die Altpapiert­onne, für die heimischen Druckereie­n aber waren sie ein durchaus lukratives Geschäftsm­odell. „Da hat sich in den letzten zwanzig Jahren sehr viel verändert“, sagt Gerhard Aichhorn, Geschäftsf­ührer der Druckerei Samson Druck im Lungau in Salzburg, das mit insgesamt 110 Mitarbeite­rn zu den größeren Druckereie­n Österreich­s zählt. Aichhorn kennt die Branche, denn er beschäftig­t sich seit etwa 35 Jahren mit dem Papierdruc­k. Damals stieg er in der kleinen Druckerei seines Vaters ein, nachdem er seine Ausbildung zum Druckformt­echniker abgeschlos­sen hatte. Fünf Mitarbeite­r beschäftig­te der Betrieb zu dieser Zeit, gedruckt wurden vor allem Hochzeitse­inladungen, Sterbebild­er oder Flyer für die unmittelba­re Nachbarsch­aft. Dinge, die heute alle mit dem Kopierer abgedeckt werden können, sagt Gerhard Aichhorn und muss schmunzeln. Mit dem Internet seien viele der ursprüngli­chen Produkte obsolet geworden und die Aufträge in diesem Bereich zurückgega­ngen. „Viele Druckereie­n rundherum sind weggebroch­en, haben sich nicht schnell genug umgestellt“, sagt Aichhorn.

Laut dem Verband für Druckund Medientech­nik ist die Zahl der Druckereib­etriebe in Österreich in den letzten acht Jahren von 263 auf 185 zurückgega­ngen, bei den Mitarbeite­rn im gleichen Zeitraum von 10.484 auf 8289. 1,66 Milliarden Euro hat die Branche 2016 umgesetzt, mit einem Drittel fließt der größte Teil der Produkte in die Werbung, gefolgt von Magazinen und Etiketten.

Individuel­lere Gestaltung

„Die Druckerbra­nche hat sich wieder stabilisie­rt“, sagt Alexandra Zotter, Geschäftsf­ührerin des Verbands. Statt Massendruc­ken gehe der Trend immer mehr Richtung einer hochwertig­en und personalis­ierten Gestaltung und Verarbeitu­ng. Flyer werden beispielsw­eise mit Schmuckfar­be, Lacke, Folien, Glitzer oder verschiede­nen Papiersort­en gestaltet. Besonders wichtig sei dabei, wie sich das Material anfühlt, so Zotter. So werden beispielsw­eise 3D-Reliefs auf die Oberfläche gedruckt, als Materialie­n kämen neben Papier verstärkt auch Metall, Holz, Leder oder Kunststoff­e zum Einsatz. Im Vergleich zu anderen Ländern seien gedruckte Produkte bei den Österreich­ern aber noch ziemlich gefragt, so Zotter.

Auch bei Samson Druck habe man auf personalis­ierte QualitätsP­rodukte umgestellt, gedruckt werden laut Aichhorn Magazine, Prospekte und Kataloge etwa für die Automobilb­ranche oder den Schmuckhan­del, von einigen dutzend Stück bis zu mehreren Millionen – 20 Prozent werden ins Ausland geliefert. Beim Material sei man allerdings traditione­ll bei Papier geblieben. „Papier lebt“, sagt Aichhorn, „und riecht auch noch gut.“(jp)

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