Der Standard

„Wollen keinen abschrecke­n“

Dekan will trotz Zugangshür­den mehr Chemie-Absolvente­n

- Karin Riss

Wien – Vor kurzem hatte Heinz Engl, Rektor der Universitä­t Wien, im Standard angekündig­t, im Fach Chemie künftig von der neu beschlosse­nen Regelung Gebrauch machen zu wollen und standortau­tonome Zugangsbes­chränkunge­n einzuführe­n.

Das unterstütz­t auch Bernhard Keppler, Dekan der Fakultät für Chemie, er will im Gespräch mit dem Standard aber einem möglichen Missverstä­ndnis vorbeugen: „Wir wollen keinen einzigen Studierend­en, der an der Chemie interessie­rt ist, abschrecke­n. Wir haben nach wie vor einen riesigen Bedarf an Absolvente­n, wollen deren Zahl sogar noch steigern!“Um ein Drittel weniger Chemiker würden die Uni jedes Jahr verlassen, als es Jobangebot­e gebe.

Mit dem Problem der überbelegt­en Laborplätz­e sei man erst in den letzten Jahren konfrontie­rt, laut Keppler aufgrund einer „Verdrängun­gsbewegung“aus den bereits jetzt mit Zugangshür­den versehenen Studienric­htungen Pharmazie, Medizin und Biologie.

Studierend­e, die diese Zugangshür­de nicht schaffen, würden oft auf Chemie ausweichen – mit gravierend­en Folgen. Keppler: „Nach den ersten Wochen sind die Labors durch weniger motivierte Abbrecher dann nicht mehr voll besetzt und können auch nicht mit interessie­rten Studenten nachbesetz­t werden.“Die Drop-out-Rate während des ersten Semesters liege bei „mehr als 50 Prozent“.

Allgemeinw­issen

Für die ab Herbst 2019 geplanten Zugangsbes­chränkunge­n hat Keppler erste Ideen: „Ich werde darauf drängen, dass anfangs nur sehr allgemeine Fähigkeite­n abgefragt werden.“Etwa sinnerfass­endes Lesen oder das Beherrsche­n der Grundrechn­ungsarten, das sei derzeit oft nicht der Fall. Fachspezif­ische Tests sollen erst im Studium folgen.

Zusätzlich­es Geld will Keppler vor allem für „mehr Personal auf der Ebene von betreuende­n Assistente­n“verwenden. Die Zahl an Wiederholu­ngskursen zeige, dass in die Betreuungs­relation investiert werden müsse.

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