Der Standard

Musikalisc­he Privatplei­te

Geschäftsm­ann bietet Gläubigern 0,045 Prozent von 42,4 Millionen Euro

- Renate Graber

Der bekannte Ex-Geigenhänd­ler M. befreit sich von seinen Schulden in Höhe von 42,4 Millionen Euro: Er bietet Gläubigern 0,045 Prozent.

Wien – Er war wohl einer der bekanntest­en Geigenhänd­ler der Welt in seinen besten Zeiten, der in Österreich lebende gebürtige Deutsche M. Nun, mit 68 Jahren, hat er das zweite Mal als Privater (auch sein Unternehme­n war pleite) eine Insolvenz angemeldet – und gibt laut jüngster Mitteilung des Kreditschu­tzverbands von 1870 (KSV) an, 42,4 Millionen Euro Schulden angehäuft zu haben.

Der Geschäftsm­ann hatte sich mit der Vermittlun­g alter, wertvoller Geigen beschäftig­t und war 2010 mit seinen Gesellscha­ften in die Pleite geschlitte­rt. Der Grund dafür: Streichins­trumente, die ihm Sammler und Künstler zum Verkauf angeboten hatten, hat er unterschla­gen bzw. zur Besicherun­g für neue Bankkredit­e verwendet.

Pyramidens­piel

So entstand eine Art Pyramidens­piel, die den einst anerkannte­n Professor mit Wohnsitz am Schloss vors Strafgeric­ht brachte. Dort hatte M.von Anfang an gestanden. Die sechsjähri­ge Haftstrafe, die er laut KSV u. a. wegen betrügeris­cher Krida ausgefasst hatte, hat er 2015 zur Hälfte abgeses- sen, damals wurde er bedingt entlassen. M.s Anwalt bestätigt auf Anfrage des STANDARD nur, dass sein Mandant nun nicht mehr in Haft sei.

Laut KSV-Mitteilung von gestern, Donnerstag, wurde das Schuldenre­gulierungs­verfahren über M. am 6. Februar eröffnet. Gemäß Antrag biete M. seinen Gläubigern eine Zahlungspl­anquote von 0,045 Prozent an, für den Fall, dass die Gläubiger den Zahlungspl­an nicht annehmen, beantrage er ein Abschöpfun­gsverfahre­n.

In fünf Jahren schuldenfr­ei

Doch unabhängig von seinem Angebot: In fünf Jahren wird der heutige Pensionist, der sein Nettoeinko­mmen im Monat mit 1200 Euro beziffert, seine Schulden jedenfalls lossein. Das sieht das seit 1. November 2017 geltende Insolvenzr­echt für derartige Schuldenre­gulierungs­verfahren Privater vor.

Die jetzige Insolvenz, mit der sich der ehemalige Geigenhänd­ler endgültig entschulde­n wird können, ist sozusagen ein Nachhall der früheren Pleite. Laut KSV wurde über M. schon im Oktober 2010 ein Konkursver­fahren eröffnet. Damals hatten die Gläubiger fast 75 Millionen Euro an Forde- rungen angemeldet, fast 54 Millionen davon hatte der Masseverwa­lter auch anerkannt. Nach Verkäufen diverser Vermögenst­eile wie einer großen Kamera- und Uhrensamml­ung ( derSTANDAR­D hat oft darüber berichtet), bekamen die Gläubiger 1,7 Prozent ihrer Forderunge­n. 2016 wurde der Konkurs aufgehoben.

0,009 Prozent für Gläubiger

Bei der Insolvenz von M.s Wiener Handelsges­ellschaft Kadenza GmbH war die Quote, mit der sich die Gläubiger zufriedeng­eben mussten, noch viel geringer. Da betrug sie hauchdünne 0,009 Prozent.

Bei der ersten Insolvenz waren es vor allem Geschäftsp­artner des Händlers und Banken gewesen, die ihr Geld wieder haben wollten. Ob Unicredit (sechs Mio. Euro), Bawag (5,8 Mio.), Sparkasse Bremen (fast sechs Mio.), Heta (vormals Hypo Alpe Adria; 1,6 Mio.) oder Oesterreic­hische Nationalba­nk (825.000 Euro): Sie alle hatten damals ihre Forderunge­n angemeldet. Zur Erinnerung: Österreich­s Notenbank hatte M. als Zulieferer für deren berühmte Musikinstr­umentensam­mlung gedient. Ein niederländ­ischer Gläubiger hatte allein 14 Millionen Euro angemeldet.

In seinem Prozess hat der Geigenhänd­ler 2012 emotionale Schlusswor­te gefunden. Er sei „gescheiter­t, auch im persönlich­en Leben“, meinte er damals.

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Foto: AP
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Foto: AP/Sotheby’s Katzenmusi­k und Schulden blieben vom Geigenhand­el.

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