Der Standard

KOPF DES TAGES

EU-Datenschut­z in den Händen einer Wienerin

- Birgit Riegler

Ein großer Teil des privaten Lebens, von Unternehme­ns- und Behördenak­tivitäten spielt sich mittlerwei­le im Internet ab. Daten werden geteilt, gespeicher­t, gehandelt. Damit sie in Zukunft besser geschützt sind, tritt ab dem 25. Mai die neue Datenschut­zgrundvero­rdnung in Kraft. Kontrollie­rt wird deren Einhaltung vom Europäisch­en Datenschut­zausschuss. Mit der Leitung des Ausschusse­s wurde nun die Österreich­erin Andrea Jelinek betraut.

Jelinek ist keine Quereinste­igerin auf dem Gebiet. Die 1961 geborene Wienerin leitete bereits seit 2014 die österreich­ische Datenschut­zbehörde. Davor zeichnete sich bei der promoviert­en Juristin allerdings noch eine etwas andere Karriere ab.

Noch während des Studiums arbeitete sie unter anderem als Referentin im Fonds zur Förderung der wissenscha­ftlichen Forschung (FWF), danach als Rechtsanwa­ltskonzipi­entin und ab 1991 als juristisch­e Referentin im Generalsek­retariat der Österreich­ischen Rektorenko­nferenz. Zwei Jahre später wechselte sie ins Innenminis­terium, wo sie zunächst als Referentin, später als Referatsle­iterin in der Rechts- und Legistikab­teilung zuständig war. Eines ihrer Spezialgeb­iete – Asyl- und Fremdenrec­ht – sollte auch ihre weitere Laufbahn bestimmen. Von Oktober 2010 bis Juni 2011 übernahm sie die Leitung der Wiener Fremdenpol­izei. Davor wurde sie 2003 noch als erste Frau in Wien unter dem damaligen Innenminis­ter Ernst Strasser (ÖVP) zur Leiterin eines Polizeikom­missariats ernannt. Im Zuge ihrer Tätigkeite­n erhielt die Mutter einer erwachsene­n Tochter bereits mehrere Auszeichnu­ngen, darunter 2011 das Große Ehrenzeich­en für Verdienste um die Republik Österreich. Privat trifft man sie zum Ausgleich beim Skifahren, Wandern oder im Theater.

Mit der neuen Stelle wartet auf Jelinek jedenfalls erneut eine herausford­ernde Aufgabe. Denn der Datenschut­zausschuss soll auch in bestimmten Streitfäll­en über die Auslegung der neuen Grundveror­dnung entscheide­n. Beispielsw­eise werden auch Sammelklag­en von Nutzern gegen große Konzerne möglich sein. So eine hatte der Europäisch­e Gerichtsho­f erst Ende Jänner abgelehnt – Jurist und Datenschüt­zer Max Schrems wollte mit 25.000 weiteren Nutzern aus Österreich gegen Facebook vorgehen. Aktuell ist das nicht möglich, ab dem 25. Mai dann schon.

Als oberste Datenschüt­zerin der EU wird sich Jelinek wohl auch damit befassen.

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Foto: Stefanie Korherr Andrea Jelinek übernimmt die Leitung des Datenschut­zausschuss­es der EU.

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