Ein Haifisch, zwei Hunde, drei Haken
Zur Gruppenausstellung „Bruit qui court“in der Galerie Halgand in Wien
Es gibt nicht viele Künstlerklischees, die Anna Haifisch in ihrem Comic The Artist nicht schon verarbeitet hat: das Prokrastinieren natürlich oder die Begegnung mit nackten Performern. Und einmal bringt ihr gezeichnetes Alter Ego rücklings auf dem Bett liegend ein Kunstwerk zu Papier.
Anna Haifisch ist witzig, aber nicht zynisch, wenn sie mithilfe eines schlaksigen Vogels die Gefahr der Selbstüberschätzung genauso thematisiert wie jene der Krise. Schließlich blickt die Zeichnerin nicht von außen auf diese Welt. Sie befindet sich mittendrin. Für die Ausstellung Bruit qui court („Ein Gerücht geht um“) in der Galerie Nathalie Halgand in Wien ist das insofern von Belang, als dass diese auf einer Art Schneeballsystem aufbaut: Die Malerin Katharina Schilling hat die Comiczeichnerin Haifisch eingeladen und so weiter und so fort.
Auf diese Weise kamen Arbeiten von sieben Künstlerinnen und Künstlern zusammen, die inhaltlich und medial durchaus sehr verschieden sind: Grüne Hünde nennt Haifisch etwa ihre kleinen grünen Hunde aus Plastilin, die nun lässig neben den ungleich größeren Objekten von Hélène Fauquet zu liegen kommen.
Überspannt und eingeknickt
Die Französin Fauquet verwendet Glasstürze von Tischuhren und bedient sich chemikalischer Prozesse, um den „gefundenen“Formen eine individuelle Oberflächenspannung zu geben. Kathrin Wojtowicz, die in Wien studiert hat, ist ebenfalls an Materialfragen interessiert. Bei ihrem etwa einen Meter hohen Kegel aus Papier hat sie den Bogen bewusst überspannt: Unter der Last der von ihr aufgetragenen Farbschichten ist die Spitze geknickt.
Neben diesen Formexperimenten unterstreichen alltagsbezogenere Werke die Wohnlichkeit der Galerie- Anna Haifisch: „Grüne Hünde“ räume: Da ist etwa der künstliche Haarzopf von Wojtowicz, der um die Stereotypisierung (weiblicher) Haare kreist. Oder das Readymade Montag, Dienstag, Mittwoch von Astrid Wagner, das aus drei gleichförmigen Outfits aus Jeans, T-Shirt und hellblauem Pullover auf Kleiderhaken besteht. Man assoziiert den Begriff des Blue-Collar-Workers und die Monotonie des Alltags, während das eingenähte, tatsächlich existierende Modelabel von „Joy of Life“spricht.
Sexy sieht jedenfalls anders aus. Eher so wie bei Valentin Just. Die Männer in seinen an Pierre Klossowski geschulten Bleistiftzeichnungen hat er allesamt mit tollen Körpern ausgestattet. Just hat wie Haifisch und Katharina Schilling in Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst studiert. Schilling zeigt schwebende Stillleben und gehört neben Jakob Buchner zu den Malern in einer Runde, die sich – dem Klischee des Einzelkünstlers zum Trotz – gegenseitig unterstützt.
Bis 24. 2. Galerie Nathalie Halgand Stiegengasse 2/3, 1060 Wien www.galeriehalgand.com