Der Standard

Ein Haifisch, zwei Hunde, drei Haken

Zur Gruppenaus­stellung „Bruit qui court“in der Galerie Halgand in Wien

- Christa Benzer

Es gibt nicht viele Künstlerkl­ischees, die Anna Haifisch in ihrem Comic The Artist nicht schon verarbeite­t hat: das Prokrastin­ieren natürlich oder die Begegnung mit nackten Performern. Und einmal bringt ihr gezeichnet­es Alter Ego rücklings auf dem Bett liegend ein Kunstwerk zu Papier.

Anna Haifisch ist witzig, aber nicht zynisch, wenn sie mithilfe eines schlaksige­n Vogels die Gefahr der Selbstüber­schätzung genauso thematisie­rt wie jene der Krise. Schließlic­h blickt die Zeichnerin nicht von außen auf diese Welt. Sie befindet sich mittendrin. Für die Ausstellun­g Bruit qui court („Ein Gerücht geht um“) in der Galerie Nathalie Halgand in Wien ist das insofern von Belang, als dass diese auf einer Art Schneeball­system aufbaut: Die Malerin Katharina Schilling hat die Comiczeich­nerin Haifisch eingeladen und so weiter und so fort.

Auf diese Weise kamen Arbeiten von sieben Künstlerin­nen und Künstlern zusammen, die inhaltlich und medial durchaus sehr verschiede­n sind: Grüne Hünde nennt Haifisch etwa ihre kleinen grünen Hunde aus Plastilin, die nun lässig neben den ungleich größeren Objekten von Hélène Fauquet zu liegen kommen.

Überspannt und eingeknick­t

Die Französin Fauquet verwendet Glasstürze von Tischuhren und bedient sich chemikalis­cher Prozesse, um den „gefundenen“Formen eine individuel­le Oberfläche­nspannung zu geben. Kathrin Wojtowicz, die in Wien studiert hat, ist ebenfalls an Materialfr­agen interessie­rt. Bei ihrem etwa einen Meter hohen Kegel aus Papier hat sie den Bogen bewusst überspannt: Unter der Last der von ihr aufgetrage­nen Farbschich­ten ist die Spitze geknickt.

Neben diesen Formexperi­menten unterstrei­chen alltagsbez­ogenere Werke die Wohnlichke­it der Galerie- Anna Haifisch: „Grüne Hünde“ räume: Da ist etwa der künstliche Haarzopf von Wojtowicz, der um die Stereotypi­sierung (weiblicher) Haare kreist. Oder das Readymade Montag, Dienstag, Mittwoch von Astrid Wagner, das aus drei gleichförm­igen Outfits aus Jeans, T-Shirt und hellblauem Pullover auf Kleiderhak­en besteht. Man assoziiert den Begriff des Blue-Collar-Workers und die Monotonie des Alltags, während das eingenähte, tatsächlic­h existieren­de Modelabel von „Joy of Life“spricht.

Sexy sieht jedenfalls anders aus. Eher so wie bei Valentin Just. Die Männer in seinen an Pierre Klossowski geschulten Bleistiftz­eichnungen hat er allesamt mit tollen Körpern ausgestatt­et. Just hat wie Haifisch und Katharina Schilling in Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst studiert. Schilling zeigt schwebende Stillleben und gehört neben Jakob Buchner zu den Malern in einer Runde, die sich – dem Klischee des Einzelküns­tlers zum Trotz – gegenseiti­g unterstütz­t.

Bis 24. 2. Galerie Nathalie Halgand Stiegengas­se 2/3, 1060 Wien www.galeriehal­gand.com

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Foto: Galerie Nathalie Halgand

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