Der Standard

Wer war noch Herbert Kickl?

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Tu felix Austria! Andere Länder ächzen unter ihren Politikern, wir haben den Giganten Sebastian Kurz. Was Wunder, dass immer öfter im Tonfall der Anbetung von ihm berichtet wird: König der Herzen, Schließer der Routen, Mehrer der Mühseligen, Tröster der Tschapperl­n, Wohltäter der Witwen, Wastl der Waisen, Retter des Abendlande­s und des Opernballs! Ahnungslos hielten wir ihn lediglich für einen Halbgott, doch die Zeichen, dass wir ein Second Coming von Jesus selbst miterleben, mehren sich.

Die einzigen, die darunter leiden, dass Kurz die Devotionse­nergie von ganz Österreich, ach was, der ganzen Welt absorbiert, sind seine Ministerko­llegen. Wacker absolviere­n sie ihr Training on the Job, bleiben aber im Dunkeln. Man mag sich gar nicht merken, wer in dieser Regierung wer ist und was er tut. Jener Bürger, der die Namen aller obersten Staatsdien­er und ihrer Ressorts auswendig wüsste, ward noch nicht geboren.

War Kickl der für Innen oder, martialisc­h, wie er tönt, doch der für Verteidigu­ng? Wo ist Köstinger? Im Kanzleramt? In Karenz? Wer hätte nicht schon geglaubt, Edtstadler sei Staatssekr­etärin für Justiz (sie ist aber Staatssekr­etärin für Facebook, die entscheide­nde gesetzgebe­nde Körperscha­ft im Land)? Was treibt Kneissl? Für wen ist der feinsinnig wirkende Kunasek zuständig? Familie? Frauen? Fragen über Fragen! Und höchste Zeit, dass Kurzens Mitarbeite­r endlich aus seinem Titanensch­atten hervortret­en.

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