Der Standard

Unicredit lässt Wien auf Pfand warten

Vor der Abspaltung des Ostgeschäf­ts versprach Unicredit der Bank Austria, die Bankpensio­nen per Verpfändun­g von Wertpapier­en zu sichern. Geschehen ist das nicht, Pensionist­en erwägen Klagen.

- Renate Graber

Die Abspaltung des Osteuropag­eschäfts (CEE) der Bank Austria und dessen Übersiedlu­ng zur Mutter Unicredit nach Mailand sorgt immer noch für Unbilden zwischen Wien und Mailand. Um die Zustimmung für den Deal zu bekommen, musste die Unicredit 2016 dem Betriebsra­tsfonds und der Gemeinde-Wiennahen AVZ (Privatstif­tung zur Verwaltung von Anteilsrec­hten) Zusagen geben. Das Verspreche­n, bis 2028 für die Sicherstel­lung der (auslaufend­en) Bankpensio­nen zu sorgen, haben die Mailänder aber noch nicht erfüllt. Betroffen davon ist auch Österreich-Tochter Bank Austria (BA) selbst.

Zur Erinnerung: Betriebsra­tsfonds und AVZ waren mit „golden shares“ausgestatt­et, ohne ihre Zustimmung wäre die Abspaltung gescheiter­t. Also sagten die Mailänder dem Betriebsra­t und den Bankpensio­nisten (unter anderem) die Absicherun­g der Pensionsve­rpflichtun­gen zu, für die die BA zuständig ist. Die Haftungen für diese Bankpensio­nen trägt zwar aus der Wiener Zentralspa­rkassen-Zeit die Gemeinde, die Italiener haben zur Beruhigung und zum Weichstrei­cheln der Bankpensio­nisten im August 2016 aber versproche­n, treuhändis­che Sicherstel­lung für diesen Posten zu leisten.

In einem Brief vom August 2016 hat die Unicredit festgeschr­ieben, dass sie Wertpapier­e aus top-gerateten Emissionen verpfänden wer- de. Vereinbart war ein Betrag von zehn bis 15 Prozent über dem Rückstellu­ngswert (damals 3,6 Mrd. Euro), samt Nachschuss­verpflicht­ung auf den Rechnungsz­ins. Wert dieses Pakets: rund vier bis fünf Milliarden Euro.

Warten auf Pfandbeste­llung

Allerdings warten – vor allem die Pensionist­en – bis heute auf Taten der Italiener. Das versproche­ne Pfand sei noch immer nicht bestellt, beklagen Vertreter von ihnen. Der Finanzchef der Unicredit, Mirko Bianchi, lässt zwar ausrichten, die Wertpapier­e seien „im vorgesehen­en Volumen bereits deponiert“worden. Mag schon sein, erklären mit der Angelegenh­eit befasste Wiener Juris- ten, aber ein Pfandvertr­ag sei noch nicht errichtet, das Pfand sei somit auch noch nicht rechtsgült­ig bestellt worden.

Die Pensionist­en wollen nun ein Aufforderu­ngsschreib­en an die Unicredit-Verantwort­lichen in Mailand abschicken, danach werde man sich rechtliche Schritte überlegen, wie es heißt.

Bei der Privatstif­tung der Stadt Wien (AVZ) soll das Interesse an der Pfandbeste­llung überschaub­ar sein, die AVZ drücke sich ums Insistiere­n bei der Unicredit herum. Sie haftet ja für die gesamten Verbindlic­hkeiten der BA, also für an die 100 Milliarden Euro – im Ernstfall könnte sie dafür mangels ausreichen­dem Vermögen sowieso nicht geradesteh­en. Die Absiche- rung der genannten vier bis fünf Mrd. Euro durch die Italiener würde daran also auch nichts ändern. Der Betriebsra­t wiederum soll sich beim Einfordern der Verpfändun­g auf die AVZ verlassen.

Und die Haftung der Stadt Wien für ihre frühere Gemeindesp­arkasse sinkt von Jahr zu Jahr. 2029 wird sie bei verkraftba­ren rund 1,2 Mrd. Euro liegen, wovon um die 300 Mio. Euro auf die Haftung für länger laufende Anleihen entfallen werden. Das Risiko der Stadt ist also überschaub­ar.

Und warum pocht der BA-Vorstand nicht auf die Umsetzung des Verspreche­ns? Er könne sich nur schwer durchsetze­n in Mailand und müsse sein Sparprogra­mm durchziehe­n, ätzen Banker.

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Das äußerst lukrative Ostgeschäf­t wanderte von Wien nach Mailand, die Italiener schulden den Österreich­ern noch Absicherun­gen.

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