Der Standard

Entschleie­rungsgebot

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Will Schladming tatsächlic­h, zum Beispiel schon für das Jahr 2026, mit der Durchführu­ng Olympische­r Winterspie­le betraut werden, muss in absehbarer Zeit das österreich­ische Verschleie­rungsverbo­t fallen. In Südkorea wäre eine derartige legistisch­e Einschränk­ung gegenwärti­g undenkbar, selbst wenn der Wind nicht mit 60 km/h pfiffe und gepaart mit knackigen Minusgrade­n dafür sorgte, dass das Rotzglöcke­rl zu bizarren stalaktite­nartigen, ja in Extremfäll­en (leichtes Laufen im Gegenwind) sogar stalagmite­nartigen Formen gefriert, ehe es weggewisch­t werden kann.

Wohin das Auge blickt, stehen maskierte Volunteers, ihr Lächeln verraten maximal die Augen, auch wenn es ebenfalls oft gefroren sein muss. Wenn der Eisbär umgeht, ist die Bewachung einer Busstation eine größere Heldentat als der olympische Abfahrtssi­eg. Beruhigt vernimmt man, dass es sich ohnehin nur um einen Schichtdie­nst handelt. Die paar ehrenamtli­chen Stunden vergehen ja wie im Flug, wenn einen der Gedanken an die herrlichen Olympier und ihre Gewinne wärmt.

Volle Maskierung in olympische­n Innenräume­n ist eine andere Sache, wo doch jeder weiß, dass einzig Händewasch­en das todsichere Mittel ist, den Norovirus hintanzuha­lten. Die Neuerkrank­ungszahlen in Pyeongchan­g sind schon im Sinken, da und dort soll man sogar wieder händeschüt­telnde Sportler gesehen haben.

Sie als Offizielle der Spiele müssten auch das auf Verschleie­rungsverge­hen spezialisi­erte Exekutivor­gan nicht anhalten, haben sie doch Akkreditie­rungen mit Porträtfot­os umhängen. Dass das nicht in jeder Lebenslage praktikabe­l ist, versteht sich von selbst.

Sigi Lützow

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