Österreichs erfolgreichster E- Sportler
Mit Videospielen Geld zu verdienen ist für viele ein großer Traum. Richard Gansterer konnte ihn verwirklichen. Mit einem Preisgeld von 85.000 Dollar in neun Jahren ist er Österreichs erfolgreichster E-Sportler.
Standard: Sie sind seit 2008 im E-Sport tätig, wie hat sich das ergeben? Richard Gansterer: Ich habe 2000 begonnen, Quake 3 zu spielen, war aber aufgrund meiner damaligen 56k-Modem-Internetverbindung darauf beschränkt, offline gegen Bots zu spielen. So konnte ich nur circa einmal im Jahr auf LANEvents unter fairen Bedingungen gegen „echte“Gegner spielen. Dadurch, dass ich also selbst nicht wirklich spielen konnte, habe ich meine Zeit meistens damit verbracht, internationale Turniere zu verfolgen, und versucht, mir ein paar Tricks der Top-Spieler abzuschauen. Als ich 2006 Zugang zu einer besseren Internetverbindung bekam, habe ich dann auch online mehr Zeit darin investiert, besser zu werden, was darin resultierte, dass ich mich für mein erstes internationales Turnier qualifizieren konnte. Das Erlebnis eines solchen Events und die dadurch neu gewonnenen Freunde haben mich dann schlussendlich dazu gebracht, immer wieder an solchen Turnieren teilzunehmen.
Standard: Professionelles Gaming war zum damaligen Zeitpunkt wohl nur einer kleinen Minderheit in Österreich bekannt – hat sich hier etwas getan? Gansterer: Ich habe eher das Gefühl, dass es damals mehr und größere österreichische Communitys rund um Spiele wie Quake, Warcraft 3 oder Counter-Strike gab. Die ESL hatte sogar eigene Profi-Ligen für den alpinen Bereich (ESL Pro Series). Über die Zeit sind die Spielerzahlen dieser Spiele aber zurückgegangen und Millionen-Hits wie League of Legends oder Dota 2 waren damals noch kein Thema. Langsam scheint sich aber tatsächlich wieder etwas zu tun: E-Sport-Bars, neu angekündigte Ligen wie die „A1 eSports League Austria“, neue Community-Websites, neue (und alte) Teams. Das klingt alles recht vielversprechend.
Standard: Sie sind jetzt 31, immer noch tätig und konnten Ihre größten Erfolge im vergangenen Jahr verzeichnen. Wieso in einem für E-Sportler hohen Alter? Gansterer: Um in Quake auf dem höchsten Level mitzuspielen, braucht es vor allem viel Erfahrung. Ich spiele jetzt wesentlich besser als noch vor zehn Jahren, weil ich in diesem Zeitraum unter anderem gelernt habe, Situationen besser einzuschätzen, das Verhalten meiner Gegner „vorherzusehen“oder auf kaum wahrnehmbare Abläufe im Spiel zu reagieren. Mein Aim, also die Fähigkeit zu zielen, oder meine Reaktionszeiten haben sich über die Jahre durch mein Alter auch nicht merklich verschlechtert.
Standard: Die Popularität von Quake ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen – haben Sie schon überlegt, auf ein anderes Game zu wechseln? Gansterer: Ich spiele Quake hauptsächlich, weil es mir Spaß macht. Dass ich damit auch Preisgelder gewinnen kann, war und ist für mich nur ein netter Bonus. Wäre das nicht so, hätte ich wohl schon vor Jahren aufgehört oder mich an irgendeinem anderen Game versucht.
Wenn es kein Spiel mehr gibt, in dem ich gut genug bin, dann werde ich wohl zum Casual Gamer werden.
Standard: Sie sind hauptberuflich Web-Developer. Wie viele Stunden bleiben da für Training in der Woche? Gansterer: Wenn ein Turnier ansteht, spielen wir als Team fünfbis sechsmal pro Woche, jeweils zwei bis vier Stunden am Abend. 1v1 trainiere ich immer dann, wenn Zeit ist. Solche Matches dauern in der Regel nicht länger als 15 Minuten und können so leicht zwischen den Teamtrainings eingeschoben werden.
Standard: Wie lange wollen Sie eigentlich noch im E-Sport aktiv bleiben? Gansterer: Darüber denke ich nicht nach. Wenn es kein Spiel mehr gibt, in dem ich gut genug bin, um bei großen Turnieren mitzuspielen, dann werde ich wohl zum „Casual Gamer“werden. Momen- tan helfe ich bei der Entwicklung des First-Person-Shooter Diabotical mit, also werde ich wahrscheinlich in irgendeiner Form im E-Sport-Bereich tätig bleiben, auch wenn ich selbst vielleicht nicht mehr an Wettkämpfen teilnehmen kann.
RICHARD GANSTERER (31) ist WebDeveloper und seit neun Jahren auch im E-Sport aktiv.