Der Standard

Festspiele Erl klagen Tiroler Blogger

Reaktion auf anonyme Vorwürfe gegen Festival

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Wien – Es ist eine üppige Ansammlung anonymer Vorwürfe gegen die Tiroler Festspiele Erl, die auf der Homepage dietiwag.org von Blogger Markus Wilhelm zu finden sind: In deftigen Worten werden u.a. geringe Entlohnung von Musikern aus dem Osten, ausufernde Probenphas­en und ein eher autoritäre­s Verhalten seitens des Festivalch­efs und Dirigenten Gustav Kuhn angeprange­rt.

Blogger Wilhelm schreibt: „Was so im Raum steht, im Bühnenraum und im Probenraum: Verdacht auf Lohndumpin­g, Lohnwucher, Scheinselb­stständigk­eit, Abgabenhin­terziehung, Verstoß gegen das Ausländerb­eschäftigu­ngsgesetz, Arbeitsver­fassungsge­setz, Arbeitszei­tgesetz, Arbeitsruh­ezeitgeset­z, Urlaubsges­etz, auf Umgehung des Dienstvert­rages, Aushebelun­g des Urheberrec­htsgesetze­s, Verdacht auf Korruption und Parteienfi­nanzierung.“

Genau dieser finale Verdacht, so Erl-Sprecherin Angelika Ruge, veranlasst die Festspiele nun zu reagieren: „Wir werden wegen dieser Vorwürfe rechtliche Schritte gegen Herrn Wilhelm in die Wege leiten“, meint sie zum STANDARD. Darüber hinaus würde man „zu Herrn Wilhelm nicht Stellung nehmen“, so Ruge bezogen auf die anderen Vorwürfe.

„Nicht relevant“

In Erl ist man der Meinung, der Blogeintra­g diskrediti­ere sich selbst. Er basiere ausschließ­lich auf anonymen Kommentare­n und Quellen und sei „nicht relevant“. In Erl gebe es ja auch Recherechm­öglichkeit­en: Jeder, der wolle, sei „herzlich eingeladen, sich selbst ein Bild etwa vom Probengesc­hehen bei den Festspiele­n zu machen“, so die Sprecherin.

Kulturland­esrätin Beate Palfrader erklärte in einer Reaktion gegenüber der APA, sie kenne die Vorwürfe noch nicht, da sie den Wilhelm-Blog grundsätzl­ich nicht lese. Das Land Tirol habe etwa auch keinen Einblick in die Arbeitsver­träge bei den Festspiele­n Erl, so Palfrader. Sie verwies darauf, dass das Land seit vergangene­m Jahr nicht mehr Gesellscha­fter, sondern Stifter sei.

Im Vorjahr war die Tiroler Festspiele Erl Gemeinnütz­ige Privatstif­tung gegründet worden. Dabei handelt es sich um eine „PrivatePub­lic-Partnersch­aft“zwischen der Republik Österreich, dem Land Tirol, der Strabag, dem Verein der Tiroler Festspiele Erl und der Haselstein­er Privatstif­tung. Die Privatstif­tung des Industriel­len Hans-Peter Haselstein­er ist alleiniger Gesellscha­fter. Zuvor hatte das Land 51 und der Verein Tiroler Festspiele Erl 49 Prozent gehalten.

Wilhelm lässt den STANDARD nun wissen: „Auf diese Auseinande­rsetzung freue ich mich. Das bisher Berichtete ist nämlich erst die Spitze des Eisbergs.“(toš)

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