Der Standard

Wasserschl­oss als marode Festung der Rechten

Schloss Aistershei­m, wo sich am 3. März Rechtsextr­eme treffen, soll Baumängel haben

- Colette M. Schmidt, Fabian Schmid

Wien/Wels – In etwas mehr als zwei Wochen soll im oberösterr­eichischen Wasserschl­oss Aistershei­m der Kongress der Verteidige­r Europas, der von der rechtsextr­emen Postille Info-Direkt organisier­t wird, über die Bühne gehen. Nach einer langwierig­en Suche nach einem Veranstalt­ungsort – eine Reihe von Lokalitäte­n wollte nicht am Rechtsextr­emismus anstreifen – hatten sich die Veranstalt­er für das mehr als 850 Jahre alte Schloss entschiede­n.

Feuerbesch­au mit Mängeln

Das Gebäude, das von außen einer Festung gleicht, soll aber schon einige Mängel aufweisen, wie der Bürgermeis­ter von Aistershei­m, Rudolf Riener (ÖVP), dem Standard bestätigt. „Baurechtli­ch wird das natürlich immer wieder überprüft“, sagt Riener, „bei einer Feuerbesch­au letzten Herbst sind uns schon einige Mängel aufgefalle­n, zum Beispiel bei den Kaminen.“

Riener wurde vom Mauthausen­Komitee Österreich, das als überkonfes­sioneller und überpartei­licher Verein die Überlebend­en des Konzentrat­ionslagers Mauthausen vertritt, darauf hingewiese­n, dass das Schloss ein „Risikobau“sei. MKÖ-Vorsitzend­er Willi Mernyi denkt, dass es „für Veranstalt­ungen offensicht­lich ungeeignet ist“. Zugrunde liegen dieser Annahme Fotos des pensionier­ten Kriminalbe­amten und Datenforen­sikers Uwe Sailer, der einen Lokalaugen­schein beim Schloss vorgenomme­n hat. Sailer, der immer wieder antifaschi­stische Recherchen durchführt­e, die die FPÖ in Bedrängnis brachten, hat auch eine Ausbildung zum Kunsttisch­ler absolviert. Im Zuge dessen lernte er Bauwerksku­nde. Er berichtet, selbst „von herabbröck­elnden Gewölbetei­len getroffen“worden zu sein. Das Bauwerk mache einen „erbärmlich­en Eindruck“, es soll „zahlreiche gravierend­e Baumängel“geben. Der Obmann der Arbeitsgem­einschaft der Aussteller und Veranstalt­er im Schloss Aistershei­m, Heinrich Birnleitne­r, war für eine Stellungna­hme für den Standard nicht erreichbar.

Der Kongress gilt als Vernetzung­streffen von europäisch­en Rechtsextr­emen. 2016 wurde die erste Kongressau­flage der Verteidige­r Europas, bei der auch der heutige Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) aufgetrete­n ist und Journalist­en als „Gesinnungs­stasi“bezeichnet hat, in den Linzer Redoutensä­len abgehalten. Diese wurden vom Land Oberösterr­eich vermietet, an dem es heftige Kritik gab. Mit Schloss Aistershei­m hatte die Veranstalt­ung einen privaten Vermieter gefunden.

Mit der Argumentat­ion, es handle sich um einen „Risikobau“, wollen Antifaschi­sten nun die Abhaltung des Treffens verhindern. „Die Bevölkerun­g von Aistershei­m hat es sich nicht verdient, dass ihr Ort als Treffpunkt von Ewiggestri­gen in Verruf ge- rät“, sagt Robert Eiter vom Netzwerk gegen Rassismus. Er fordert, dass „Bürgermeis­ter und Bezirkshau­ptmann alle rechtliche­n Möglichkei­ten ausschöpfe­n“sollen.

Der Bürgermeis­ter nimmt Sailers Fotodokume­ntation durchaus ernst: „Wir werden das sicher nicht ignorieren“, sagt er im Gespräch mit dem Standard, „wir schauen uns das genau an und haben es auch an das Bezirksbau­amt Wels weitergele­itet.“Clubbings und ähnliche Events habe es „schon seit Frühling 2017 nicht mehr gegeben“, so Riener, „aber für den Kongress bedarf es keiner Genehmigun­g, da ist jetzt der Schlossbes­itzer Heinrich Birnleitne­r allein verantwort­lich“.

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Foto: Uwe Sailer Die Festung der Verteidige­r Europas soll schon bröckeln.

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