Mayers zweites Gold, Bronze für Gallhuber
Pyeongchang – Österreichs Skifahrt, die sich fast schon auf Marcel Hirscher reduziert sah, ist rehabilitiert. Der Kärntner Matthias Mayer, der 2014 in Sotschi die Abfahrt gewonnen hatte, holte diesmal Gold im Super-G. Noch überraschender kam Bronze der Niederösterreicherin Katharina Gallhuber im Slalom, den Frida Hansdotter aus Schweden gewann. Am Samstag geht es für Janine Flock um eine Skeleton-Medaille, nach zwei von vier Läufen liegt sie auf Rang zwei. (red)
Matthias Mayer (27) ist nach Aksel Lund Svindal der Zweite mit Olympiagold in beiden Speeddisziplinen. Vier Jahre nach Abfahrtsgold in Sotschi holte der Kärntner Super-G-Gold in Pyeongchang. Das erinnerte, auch wegen der Vorgeschichte, an Hermann Maier.
Da saß er im Schnee, kämpfte mit den Tränen und weihte Gratulant Christof Innerhofer („Ich vergönn es dir“) in seine Gefühlswelt ein. „Das gibt’s doch nicht. Ich kann doch nicht zweimal Olympiasieger werden“, sagte Matthias Mayer zum Italiener, als fast schon feststand, dass er gekonnt hatte.
Genau 20 Jahre nach Hermann Maier, der wie Matthias Mayer drei Tage vor dem Triumph bei einem Sturz großes Glück gehabt hatte. Der eine hatte sich 1998 in der Abfahrt von Nagano nicht das Genick gebrochen, sondern nur schwere Prellungen erlitten, der andere war im Kombislalom von Pyeongchang beim Crash mit einem in der Piste steckenden Erdbohrer mit einem Bluterguss am Gesäß davongekommen. „Es muss sicher nicht die Regel sein, um einen Olympia-Super-G zu gewinnen, aber wenn es so ist, dann ist es auch gut“, sagte der erste zweite einschlägige Olympionike aus Österreich. Da hatte sich Mayer schon längst wieder gefangen. Den Dank an die Trainer und Betreuer, „vor allem für die letzten Tage“, brachte er schon über den Funk, ohne besonders schlucken zu müssen.
Seine Olympiasiege, jener in der Abfahrt von Sotschi vor vier Jahren und der vom Freitag, hätten beim Mann aus Afritz bei Villach nicht unterschiedlicher ankommen können. Nach Russland war er als noch siegloser Hoffnungsträger gereist, vom Erfolg dementsprechend erwischt und auf einer Welle der Euphorie davongetragen worden. Nach Pyeongchang kam ein nicht nur zwangsläufig durch das Plus an Jahren reiferer Mayer, der bei vier Siegen im Weltcup hält. Der bisher letzte, 2017 im Super-G von Kitzbühel, war zugleich der Comebackerfolg nach im Dezember 2015 bei einem Abfahrtssturz in Gröden erlittenen schweren Wirbelverletzungen, die damals seine Saison beendeten. „Dass ich mich so zurückgearbeitet habe, das hat mich auch ein bisschen geerdet“, sagte Mayer, der im Weltcup mehr mittelmäßige als sehr gute Resultate erzielte, auch in der Olympiasaison, in der aber bisher immerhin ein zweiter Rang und drei dritte Plätze die Ausreißer nach oben waren.
Dennoch kam der Erfolg auf der eigenwilligen Piste in Jeongseon nicht von ungefähr. „Ich wusste, ich bin im Super-G schnell, und ich wusste schon, bevor ich hierher gefahren bin, dass mir die Strecke liegt.“Die Verletzung im Kombislalom war nur ein kleiner Dämpfer, der Start in der Abfahrt mehr Mutmacher als Risiko. „Während des Fahrens hatte ich keine Schmerzen, da schaltet man das weg. Und es ist ja nicht so, als ob ich mir meinen Fuß gebrochen hätte. Aber das tut schon ein bisschen weh.“Mit Lymphdrainage, Topfen- und Eispackungen, Massagen und osteopathischen Behandlungen wurde Mayer rennreif gemacht. „Ich bin mehr auf der Therapieliege gelegen, als ich gestanden bin.“
Der einzige Abfahrts- und SuperG-Olympiasieger neben dem Norweger Aksel Lund Svindal ist nicht der Mann der großen Feiern, weshalb ihm abzunehmen ist, dass er den Triumph kurzzeitig auch fürchtete. „Ich habe wirk- lich ein bisschen Angst vor den nächsten zwei Wochen. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das noch einmal gewinnen wollte, ein Medaillerl hätte schon gereicht.“So eine wie die Silberne seines Vaters Helmut Mayer, geholt im allerersten olympischen Super-G 1988 in Calgary. „Die habe ich mein ganzes Leben lang im Wohnzimmer gesehen. Ich bin glücklich, dass ich nun meine eigene habe.“