Der Standard

Der Kosovo feiert zehn Jahre Unabhängig­keit von Serbien

Bessere Infrastruk­tur, weiter hohe Arbeitslos­igkeit

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Prishtina – Auch der serbische Präsident Aleksandar Vučić wurde zu den Unabhängig­keitsfeier­lichkeiten nach Prishtina eingeladen. Er hat allerdings nicht geantworte­t. Der jüngste Staat Europas feiert am Wochenende sein zehnjährig­es Bestehen. Prishtina ist mit gelb-blauen Fahnen geschmückt, die in diesen Tagen der albanische­n Nationalfl­agge vorgezogen werden. Obwohl man sonst gerne die Veteranen der Kosovo-Befreiungs­armee UÇK als Helden verehrt, betont man zu diesem Anlass die multiethni­sche Republik.

Von 112 Staaten anerkannt

Viele der 112 Staaten, die bisher den Kosovo anerkannt haben, schicken diplomatis­che Vertreter zu den Feiern. Ein Wermutstro­pfen für die Kosovaren ist, dass fünf EU-Staaten – aus innenpolit­ischen Gründen – dem Land seine Staatlichk­eit noch nicht zugestehen. In Prishtina hofft man aber, dass sich dies nach dem Abkommen mit Serbien, das 2019 geschlosse­n werden soll, ändert. Erwartet wird keine direkte, aber eine indirekte Anerkennun­g durch Belgrad.

Der deutsche Außenminis­ter Sigmar Gabriel betonte erst diese Woche, dass Serbien die Unabhängig­keit akzeptiere­n solle, sonst könne es nicht der EU beitreten. Serbien hat sich ohnehin bereits mit der Realität abgefunden. Der Kosovo will vor allem eine Mitgliedsc­haft in der Uno – dafür müsste auch Russland umgestimmt werden. Die USA sowie Russland sind bereit, beim Abkommen mitzuwirke­n.

Die Kosovaren beschweren sich vor allem, dass sie noch immer Visa für den Schengenra­um brau- chen. Doch dies haben die eigenen Politiker mit ihrem Nationalpo­pulismus verschulde­t. Seit Jahren wird das nötige Grenzabkom­men mit Montenegro nicht ratifizier­t – nun scheint man endlich eine Lösung gefunden zu haben. Bis Sommer soll auch die eigene Telefonvor­wahl „+383“funktionie­ren.

In diesen zehn Jahren hat sich viel Positives entwickelt: Stromund Wasservers­orgung sind viel besser, es gibt mehr befahrbare Straßen, die Behörden sind profession­eller. Der Kosovo ist aber nach wie vor sehr arm: Mehr als ein Drittel der Bürger hat keinen Job, ebenso viele leben unter der Armutsgren­ze. Makroökono­misch ist das Land stabil. Das Wirtschaft­swachstum lag im Vorjahr bei 3,5 Prozent.

Viele Kosovaren leiden allerdings, so wie die anderen Südosteuro­päer, unter Korruption und fehlender Rechtsstaa­tlichkeit. Umso kontraprod­uktiver ist es, dass die 37 Richter und Staatsanwä­lte der Rechtsstaa­tsmission Eulex bald abgezogen werden sollen.

Angst vor Eulex-Abzug

Entscheide­n werden das die EU-Mitgliedst­aaten. Geschieht dies, müssten viele Fälle mit neuen Richtern wieder aufgerollt werden – wertvolle Arbeit ginge verloren. Und kosovarisc­he Staatsanwä­lte und Richter werden sich wohl nicht trauen, die heiklen Fälle anzugehen. „Wenn jemand hier über dem Gesetz steht, gibt es kein Gesetz“, erklärt ein Eulex-Experte.

Eulex hatte lange damit zu kämpfen, dass die Erwartunge­n an die Mission viel zu hoch waren. Jetzt fürchtet man eher, dass die Mission das Land verlässt. (awö)

 ??  ?? Neun Jahre nach dem Krieg und der Nato-Interventi­on hat sich der Kosovo – eine ehemalige Provinz in Jugoslawie­n – vor zehn Jahren, am 17. Februar 2008, für unabhängig erklärt.
Neun Jahre nach dem Krieg und der Nato-Interventi­on hat sich der Kosovo – eine ehemalige Provinz in Jugoslawie­n – vor zehn Jahren, am 17. Februar 2008, für unabhängig erklärt.

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