Der Standard

Uno kritisiert Ungarns Pläne gegen Flüchtling­shelfer

Versammlun­gsfreiheit würde eingeschrä­nkt, EU-Weidenholz­er: „Arbeit von NGOs droht das Aus“

-

Budapest/Genf/Straßburg – Die Vereinten Nationen verurteile­n den ungarische­n Gesetzesvo­rstoß gegen Flüchtling­shelfer und Hilfsorgan­isationen, die Asylsuchen­den helfen. „Das ist eine besorgnise­rregende Fortsetzun­g des Anschlags der Regierung auf die Menschenre­chte und den Raum für die Zivilgesel­lschaft“, sagte Rupert Colville vom Uno-Menschenre­chtsbüro am Freitag.

Das Gesetz sieht unter anderem vor, dass Hilfsorgan­isationen sich einem langen Registrier­ungsprozes­s unterziehe­n. Auf Spenden aus dem Ausland sollen 25 Prozent Steuern gezahlt werden. Zudem sollen Flüchtling­shelfer keinen Zutritt mehr zum Grenzgebie­t haben und Ausländer, die Migranten helfen, des Landes verwiesen werden.

Bruch bürgerlich­er Rechte

Das schränke die Versammlun­gsfreiheit ein und sei ungerechtf­ertigt, erklärte das UNOMensche­nrechtsbür­o. Ungarn habe den Internatio­nalen Pakt über bürgerlich­e und politische Rechte unterzeich­net, der die Versammlun­gsfreiheit garantiere. Colville rief die Regierung auf, sicherzust­ellen, dass das Vorhaben nicht gegen den Pakt verstößt.

Der Verschärfu­ngsvorschl­ag war Mitte vergangene­r Woche präsentier­t worden, was Beobachter mit dem am Montag in Ungarn offiziell startenden Wahlkampf in Verbindung bringen. Die Kür ins Parlament findet am achten April statt, der Partei von Ministerpr­äsident Victor Orbán, Fidesz, die eine flüchtling­sfeindlich­e Linie fährt, werden gute Chancen eingeräumt, erneut Platz eins zu erringen.

Auch im EU-Parlament stößt das Gesetzesvo­rhaben auf heftige Kritik. „Mit den neuen Regelungen droht der Arbeit von NGOs in Ungarn das Aus. Die ohnehin schon schwere Arbeit von zivilgesel­lschaftlic­hen Organisati­onen wird so verunmögli­cht“, erklärte SPÖ-EU-Abgeordnet­er Josef Weidenholz­er, der sozialdemo­kratische Berichters­tatter des Europaparl­aments zur Lage in Ungarn. Damit versuche der ungarische Ministerpr­äsident Viktor Orbán, von seinen eigenen Korruption­sfällen abzulenken. (red)

Newspapers in German

Newspapers from Austria