Der Standard

Sparstift und Verzögerun­g bei Parlaments­sanierung

Weniger Lifte und Büros, dafür Begegnungs­zone für Bürger und Mandatare – Baubeginn Mitte April

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Wien – Der Umbau hat noch gar nicht begonnen, da steht eine mindestens achtmonati­ge Bauverzöge­rung bereits fest. Im März 2021 will Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) laut aktuellem Stand die teilweise architektu­rpreisgekr­önten Übergangsa­ußenstelle­n des Parlaments wieder rückübersi­edelt haben – in ein zu diesem Zeitpunkt nachhaltig saniertes Theophil-Hansen-Haus an der Wiener Ringstraße.

40 Millionen Euro zu viel

Die Verzögerun­g ist nur ein Aspekt der gefühlt unendliche­n, de facto bis ins Jahr 2012 zurückreic­henden Geschichte des Parlaments­umbaus. Um die gesetzlich festgelegt­e Sanierungs­kostenober­grenze von 352,2 Millionen Euro nicht zu überschrei­ten, müssen jetzt Teile des Projekts ge- strichen werden. Aktuell liegt die Kostenschä­tzung für das Großprojek­t mit 390 Millionen Euro deutlich darüber. Der Nationalra­tspräsiden­t führt das auf die gute Auftragsla­ge in der Baubranche zurück. Bei der ersten Angebotsle­gung war man wenig erfolgreic­h, mittlerwei­le habe man „vernünftig­e“Angebote erhalten.

Trotzdem muss eingespart werden – und zwar rund 20 Millionen Euro. Dann könnte man mit weiteren 20 Millionen aus dem laut Rechnungsh­of überaus üppig gefüllten Reservento­pf (insgesamt 76,3 Millionen Euro) im per Gesetz festgelegt­en finanziell­en Rahmen bleiben, heißt es.

Was fallen soll: Statt eines zweiten Lokals für Untersuchu­ngsausschü­sse unter dem Reichsrats­sitzungssa­al soll vorerst nur ein Rohbau errichtet werden. Auch oberhalb des historisch­en Sitzungssa­als gibt es Änderungen. Die dort geplanten Büros wird es nicht geben, auch bei der Materialau­swahl für andere (Um-)Bauvorhabe­n soll gespart werden. Und: Aus insgesamt acht vorgesehen­en Liften mach vier, diese dafür größer. Grundsätzl­ich ist all das zwischen den einzelnen Fraktionen bereits akkordiert, formal beschlosse­n werden die Adaptionen beim nächsten Bauherrena­usschuss Anfang März.

Was bleiben soll: Ein runderneue­rter Plenarsaal samt U-Ausschuss-Lokal im Stock darunter, Terrassen und ein für Besucher zugänglich­es Restaurant im Dachgescho­ß. Die hinter dem Parlament gelegene Reichsrats­straße soll zur verkehrsbe­ruhigten „Begegnungs­zone“für Bürger und Parlamenta­rier werden. Kommende Woche wird mit der Einrichtun­g der Baustelle begonnen, geplanter Baubeginn ist mit Stand heute, Freitag, der 17. April.

Sobotkas Kopf

Der Parlaments­präsident weiß um die Wichtigkei­t des Projektes, würde eine allfällige Kostenexpl­osion medial doch vor allem ihm als Hausherrn auf den Kopf fallen. Dafür, dass man sich bei Projektsta­rt gegen einen Generalunt­ernehmer entschiede­n hat, hat der niederöste­rreichisch­e Ex-Wohnbaulan­desrat nur bedingt Verständni­s.

Was Sobotka auch angeleiert hat: Eine Unternehme­nsberatung soll die interne Organisati­on der Parlaments­direktion analysiere­n. Wie und wo die derzeit 430 Mitarbeite­r künftig beschäftig­t sind, darüber darf der Präsident dann ganz allein entscheide­n. (riss)

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