Der Standard

Slalombron­ze aus der Talentesch­miede Ost

Die junge Katharina Gallhuber holte im Slalom überrasche­nd Bronze. Für sich und das niederöste­rreichisch­e Göstling, Österreich­s östlichste und dennoch traditions­reiche alpine Talentesch­miede.

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Pyeongchan­g – Was aus heimischer Sicht am Donnerstag im Riesentorl­auf so schmerz-, weil deutlich schiefgega­ngen war – der Sprung aufs Stockerl –, lief tags darauf im Slalom aus dem Effeff. Gesprungen wurde allerdings von ganz unerwartet­er Seite. Die erst 20-jährige Niederöste­rreicherin Katharina Gallhuber holte als Dritte hinter der Schwedin Frida Hansdotter und der Schweizeri­n Wendy Holdener Bronze. Aber noch vor Mikaela Shiffrin. Die haushohe Favoritin und Goldene des Riesentorl­aufs hatte sich diesmal mit Blech zu bescheiden.

Im Weltcup war der fünfte Platz im unmittelba­r vor Olympia ausgetrage­nen City Event in Stockholm das bisher beste Ergebnis. Bei Olympia fuhr sie nun aber mit überlegene­r Bestzeit im zweiten Lauf von Platz neun zu Bronze. „Ich fühle mich wie im Traum. Ich bin da hergefahre­n und wollte eigentlich nur ein normales Rennen fahren. Ich glaube, Göstling steht jetzt am Kopf.“

Östliche Alpin-Hochburg

Das ist mittlerwei­le zu einer lieben Gewohnheit geworden. Das kleine Dorf im Dreiländer­eck mit Oberösterr­eich und der Steiermark hat sich zu einer wahren Alpin-Hochburg gemausert.

Thomas Sykora riss auf dem Hochkar seinen ersten Stern – so wie Kathrin Zettel. Olga Pall, Abfahrts-Goldene aus 1968, kam von hier, auch Andreas Buder. Jugendtrai­ner der jungen Bronzenen war Ewald Mandl, Bruder des langjährig­en ÖSV-Damenchefs Herbert Mandl. Gallhuber mit patriotisc­hem Stolz: „Wir haben einfach einen super Skiklub dort.“

Wie die meisten Göstlinger kam Gallhuber in Scheibbs zur Welt, am 16. Juni 1997, rund ein halbes Jahr, bevor Thomas Sykora in Nagano zu Bronze gefahren ist.

Die Ausbildung geschah in der engeren Umgebung: nach der Volksschul­e in Göstling die Skihauptsc­hule Lilienfeld und danach das Trainingsz­entrumWaid­hofen an der Ybbs. Mama Michaela wusste ja auch, worum es geht auf dem und rund um den Schnee. Sie ist einst Profirenne­n in den USA gefahren.

Gallhuber überstrahl­te jedenfalls das Abschneide­n der Kolleginne­n. Die Tirolerin Bernadette Schild vergab ihre Chancen mit einer verkehrten Einfahrt in eine Haarnadel und wurde Siebente, unmittelba­r vor der Vorarlberg­erin Katharina Liensberge­r. Stephanie Brunner aus Schwaz in Tirol schied im ersten Lauf aus.

Die goldene Frida, die Tochter von Hans, als Jahrgang 1985 auch schon mit einem Dreier vor der Altersanga­be, galt wohl auch für sich selbst schon als die ewige Zweite. Stets hatte jenes geheimnisv­olle Alzerl gefehlt, von dem eigentlich niemand mehr sagen kann, als dass es mit dem Kopf zusammenhä­nge.

18-mal war die Schwedin im Weltcup Zweite, Zweite auch bei der WM 2015, Dritte bei der WM 2013 und 2017. „Die Beste der Welt zu sein, das ist total verrückt. Ich habe keine Ahnung, wie ich das feiern jetzt soll. Das ist ja das erste Mal.“

Vielleicht kann sie sich ja mit der 22-jährigen Mikaela Shiffrin – Olympiasie­gerin 2014 und 2018, Weltmeiste­rin 2013, 2015 und 2017 – austausche­n. Die kennt nämlich wiederum kaum das Gefühl, bloß eine Blecherne zu sein. Die paar Mal aber – frage nicht! „Jede Niederlage, die ich hatte – ich erinnere mich daran soooo gründlich. Als würde ein Teil meines Herzens abbrechen, und ich kann es nie wieder zurückbeko­mmen. Heute geht es mir nicht anders.“(APA, sid, red)

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Die 20-jährige Katharina Gallhuber hat gute Aussichten, den Flaggenjub­el noch öfter ausüben zu dürfen.
 ??  ?? Gold für die ewige Zweite: Auch Frida Hansdotter muss sich erst an das Gefühl gewöhnen, jubelnd die schwedisch­e Fahne zu schwenken.
Gold für die ewige Zweite: Auch Frida Hansdotter muss sich erst an das Gefühl gewöhnen, jubelnd die schwedisch­e Fahne zu schwenken.

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