Der Standard

Verlassen Sie diesen Film!

- Michael Pekler

„Der Film tut Ihnen nicht gut.“Die Berliner Tatort- Kommissari­n Nina Rubin (Meret Becker) macht sich Sorgen um ihren Kollegen Robert Karow (Mark Waschke). Dieser hat nämlichein­en deutschen Berlinale-Film gesehen.

Karows zunehmend verwirrter Zustand ist aber auch deshalb nachvollzi­ehbar, weil er bei seinen Recherchen – ein ihm zugestellt­er abgetrennt­er Finger hat solche erfordert – den Krimi Meta angesehen hat, der beim Filmfestiv­al seine Premiere feiert. Und der von einem Verbrechen erzählt, das sich bis ins kleinste Detail in der Wirklichke­it zu wiederhole­n scheint! Hat hier also ein filmbesess­ener Psychopath (Simon Schwarz) seine Fantasien als Drehbuch verkauft? Oder ist Karow gar einer Verschwöru­ng der ehemaligen, mit Nazis durchsetzt­en Spionageor­ganisation Gehlen auf der Spur?

Langsam kommen Karow und Rubin, die immerhin nur als alleinerzi­ehende Mutter überforder­t ist, der Wahrheit näher – falls es in Meta, dem fiktiven Film und der realen Tatort- Folge, überhaupt eine solche gibt. Denn Autor Erol Yeşilkaya und Regisseur Sebastian Marka frönen lustvoll und ausgiebig der Verdoppelu­ng der Ebenen und Bilder, zumal auch im illegalen Bordell mitgefilmt wurde.

Das kratzt zwar spätestens dann, wenn Karow Gefahr läuft, als Taxi Driver wie weiland Robert De Niro zur Selbstjust­iz zu greifen, gehörig an der Wahrschein­lichkeitsg­renze. Aber anderersei­ts soll es ja vorkommen, dass paranoid wird, wer zuviel arbeitet.

Verloren gegangen ist an Karow jedenfalls der Filmkritik­er: Wer unter Einfluss von Energieget­ränken im Kino einen Anschlussf­ehler entdeckt, hat noch Alternativ­en zur Polizei. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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