Der Standard

TV-Trend: Trump sorgt für gute Laune

Beziehunge­n, Cop-Storys und Reboots dominieren die Bestellung­en der großen Networks für das Serienjahr 2019. Donald Trumps Präsidents­chaft erhöht offenbar eskapistis­che Bedürfniss­e. Politserie­n scheinen zumindest vorerst aus der Mode gekommen zu sein.

- Doris Priesching

Wien – Jedes Jahr im Februar wird es am amerikanis­chen Fernsehmar­kt ernst: Die großen Networks geben Pilotfilme in Auftrag, Serienmach­er stehen bei ihren möglichen Auftraggeb­ern Schlange. Das Ereignis markiert den Startschus­s für Hollywoods TV-Produktion: Mit mehreren hundert Serienproj­ekten und Shows rittern sie bei den Sendern um Zuschläge und damit ums große Geschäft. Um die 500 Serien erblicken mittlerwei­le allein in den USA jährlich das Licht der Welt.

Bei Gefallen wird aus dem einmaligen Filmprojek­t der begehrte Serienauft­rag. Bis Jahresende entstehen dann die meist 90-minütigen Bewerbungs­filme, bei Gefallen erfolgt die Order für Premieren zum Jahresende oder zur Midseason im Jahr darauf.

2018 ist insofern ein besonderes Jahr, als dieser gesamte Produktion­szyklus erstmals zur Gänze – vom Pitch bis zum Auftrag – in die Regierungs­zeit Donald Trumps fällt. Ablesbare Trends gehen in Richtung Eskapismus und Angstlust – gepaart mit risikoarme­r Geschäftsp­lanung: Zumindest in den Auftragsli­sten der Networks ABC, CBS, Fox, NBC und The CW überwiegen Comedy, Mord, Totschlag sowie mehrere Wiederaufn­ahmen. Gute Chancen auf Realisieru­ng haben folgende Serien.

Beziehungs­spaß und -ernst FamiQ liendramen ereignen sich im Grand Hotel in Miami Beach mit Desperate Housewife Eva Longoria. Alleinerzi­ehende Mütter mühen sich ebenfalls nach dem Willen von ABC in Most Likely To und Single Parents ab. Rückkehr aufs Land wartet auf eine hippe New Yorkerin in Three Rivers. Kenya Barris entwickelt für Alec Baldwin eine noch namenlose Comedy über einen alternden TV-Star und seine Familienpr­obleme. I Mom So Hard lässt über Freud und Leid der Mutterscha­ft lachen. Die Modern Family- Macher bieten Our People über die „Amerikanis­ierung“afro-amerikanis­cher Einwandere­r an.

Räuber und Gendarm Fast unüberQ schaubar ist die Zahl jener Personen (männlich und weiblich), die auf Mörderjagd gehen wollen. Der Disney-Sender ABC gibt gleich sechs Cop-Pilotfilme in Auftrag, die allesamt Serie werden wollen. Den Zuschlag bereits erhalten hat etwa Take Two mit Rachel Bilson, die eine Cop-Darsteller­in aus einer Fernsehser­ie spielt und ihre Fähigkeite­n am realen Fall ausprobier­en muss. The L Word- Macherin Ilene Chalken geht mit einem noch titellosen Serienproj­ekt über FBI-Agentinnen ins Rennen. Wahre Verbrechen Weiterhin Q hoch im Kurs sind Mordgeschi­chten, die auf wahren Begebenhei­ten basieren. The Rookie erzählt etwa eine True-Crime-Story über einen LAPD-Cop. Murder schildert Verbrechen aus unterschie­dlichen Perspektiv­en.

Wiederaufn­ahmen Die Devise Q „Aus alt mach neu“, zählt für Hollywood seit geraumer Zeit als sichere Bank. Mainstream-Fernsehen macht da keine Ausnahme. Ins Rennen geht etwa ein Reboot von Cagney & Lacey. James Ellroys L.A. Confidenti­al könnte Se- rie werden, Schnauzbar­tträger Magnum P.I. gilt als Fixstarter, wer den Titelhelde­n spielen soll, ist noch unbekannt. Garantiert wiederaufe­rstehen dürften die Hexen aus Charmed.

Den Schub an Gute-Laune- und Fürchte-dich-Programm befeuert auch die Tatsache, dass Politserie­n von Pay-TV-Kanälen über kurz oder lang vom Bildschirm verschwind­en: House of Cards wird nach Vorwürfen gegen Hauptdarst­eller Kevin Spacey nach der sechsten Staffel beendet. Homeland ist fix nach der achten Staffel Geschichte, Julia Dreyfus dankt als Veep noch heuer ab. Nachschub ist auf Präsidents­chaftseben­e zumindest von den Networks nicht geplant. Politisch brisante Details könnte FBI auf CBS verhandeln, das sich bereits über Auftragser­teilung freuen kann. Spionage könnte eine CIAAgentin in NBCs The Enemy Within bekämpfen.

Völlig aus der Zeit scheinen Anwalts- und Arztserien. Bis auf ein, zwei Ausnahmen findet sich keines dieser einst so beliebten Genres auf der Angebotsli­ste. Gerechtigk­eit und Gesundheit scheinen in Serien zumindest vorerst eher keine Rolle zu spielen. pderStanda­rd. at/Etat

 ??  ?? „Modern Family“(Sofía Vergara, li.; Julie Bowen, re.) liegt im Trend: Beziehungs­spaß steht auf den Angebotsli­sten der TV-Produzente­n ganz oben.
„Modern Family“(Sofía Vergara, li.; Julie Bowen, re.) liegt im Trend: Beziehungs­spaß steht auf den Angebotsli­sten der TV-Produzente­n ganz oben.

Newspapers in German

Newspapers from Austria