Der Standard

Wollen Bürgerlich­e eine rechte Sekte an der Macht?

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Fast alle Medien brachten dieser Tage das Foto von Innenminis­ter Herbert Kickl, wie er selig lächelnd auf einem bayerische­n Polizeipfe­rd sitzt. Kickl will seinen (Kindheits-?) Traum von einer berittenen Polizei verwirklic­hen. Nicht wenige Poster in den Internetfo­ren erwähnten in diesem Zusammenha­ng, dass es für Problemjug­endliche eine Pferdether­apie A gibt. bgesehen von dieser Steckenpfe­rdreiterei legt die FPÖ beinahe täglich Beweise ihrer Regierungs­untauglich­keit ab. Sebastian Kurz gelingt es allerdings bisher ganz gut, den Radau von Strache & Co mit begütigend­en Floskeln zu überdecken. Die Kurz-Wähler haben auch zu viel Hoffnung in ihn und seine Koalition mit der FPÖ investiert, um jetzt einer großen Enttäuschu­ngswelle nachzugebe­n. Das wird auch noch eine Weile anhalten, zumal die Opposition erst wieder auf die Beine kommen muss.

Aber: Ist das alles? Wie geht es weiter?

Nun versucht Strache, die FPÖ von Antisemite­n und Rechtsextr­emisten verbal zu befreien. Das stößt bereits auf beträchtli­ches internes Murren der Burschensc­hafter. Für sie ist ideologisc­he „Reinheit“wichtig. Allerdings lockt die Chance auf institutio­nelle Machtübern­ahme. Norbert Nemeth, der Klubdirekt­or der FPÖ, spricht von einer „konservati­ven Konterrevo­lution“. Nemeth gehört zu der extrem rechten Burschensc­haft Olympia (und ist gleichzeit­ig in der Gruppe, die die Vergangenh­eit der FPÖ aufarbeite­n soll – eine Bock-zum-Gärtner-Konstellat­ion).

Sebastian Kurz wird früher oder später um eine Erkenntnis nicht herumkomme­n: Sein Koalitions­partner FPÖ wird von einer geheimbünd­lerischen, überwiegen­d rechtsextr­emen Sekte beherrscht, den schlagende­n Burschensc­haften. Die breitere Öffentlich­keit nimmt das erst allmählich wahr. Es war übrigens ein Fehler der SPÖ, ihre zur FPÖ übergelauf­enen Ex-Wähler nicht auf diesen Umstand nachdrückl­ich aufmerksam zu machen. Der „kleine Mann“kann mit elitären „Burschen“, deren „Vaterland in Not und Tod“Deutschlan­d ist, aber schon gar nichts anfangen. Aber eigentlich kann kein normaler Bürger die Machtübern­ahme einer wenige Tausend Mitglieder zählenden, für die moderne Welt völlig ungeeignet­en Sekte billigen.

Anfang März findet bei Linz wieder ein Kongress einer extrem rechten Gruppe namens „Verteidige­r Europas“statt, ein Vernetzung­streffen der neuen Rechten, bei dem voriges Jahr Herbert Kickl die Hauptanspr­ache hielt (heuer wieder?). Es wird auch ein „Festkommer­s“der „Waffenstud­enten“geben.

Das Selbstbewu­sstsein der Rechts-außen-Sektierer spricht aus ihrer Ankündigun­g auf der Kongresswe­bsite: „Die Zeit, in der wir tatenlos am Straßenran­d der Geschichte stehengebl­ieben sind und die gesellscha­ftliche Veränderun­g an uns vorbeizieh­en haben lassen, S ist zu Ende.“olche nackten Umsturzpar­olen der äußersten Rechten im Windschatt­en der türkis-blauen Koalition sollten gemäßigt-konservati­ve Kurz-Wähler aufmerksam werden lassen. Sie sollen und werden sich die Frage stellen: Wollen wir das wirklich? Haben wir das gewählt? hans.rauscher@derStandar­d.at

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