Bon voyage!
Anno 1841 bot Thomas Cook die erste Pauschalreise aller Zeiten an: eine Bahnfahrt vom britischen Leicester nach Loughborough. Tour/retour inklusive Verpflegung; bestehend aus einer Tasse Tee und einem Schinkensandwich. Anfang des 19. Jahrhunderts kam Reisen als Zeitvertreib in Mode. Karl Baedeker publizierte 1827 seine ersten Reiseführer. John Murray folgte 1836. Vorgänger dieser ersten Schritte zum heutigen Massentourismus waren aber die bildungs- und horizonterweiterungshungrigen Ambitionen des europäischen Adels, in einer Grand Tour die Welt zu entdecken. Episodenreich erzählte beispielsweise James Ivorys Film Zimmer mit Aussicht diese Erkundungsfahrten. Goethes Italienische Reise schlägt in dieselbe Kerbe wie Logbucheinträge von Charles Dickens, Mark Twain, F. Scott Fitzgerald. Geschichte, Menschen und Kulturen kann man bei Reisen kennenlernen. Das bereichert Geist und Seele. Marc Walter und Sabine Arqué versammeln nun auf über 600 großformatigen Seiten die Geschichte des Reisens im 19. Jahrhundert. Und laden so zu einer bibliophilen Zeitreise. Ephemera wie Tickets, Stadtpläne, Landkarten, Aufkleber auf Gepäckstücken, Plakate und Postkarten ergänzen die immense Fülle historischer Dokumente aus der Frühzeit der Fotografie. Die oft kolorierten Bilder künden von der Faszination des Fremden, des Neuen, des zu Erkundenden. Obwohl heute so gut wie alle Winkel des Globus leicht erreichbar sind, bleibt stets etwas Mystisches bewahrt, frei nach André Heller, der einst meinte: „Die wahren Abenteuer sind im Kopf.“Gregor Auenhammer
Marc Walter, Sabine Arqué, „Die Grand Tour. Das goldene Zeitalter des Reisens“. € 150,– / 616 Seiten. Taschen-Verlag, 2018