Der Standard

Wo die Kunden die Kassa nicht finden

Seit Herbst wird versucht, dem Uno Shopping in Leonding bei Linz wieder Leben einzuhauch­en. Bisher mit mäßigem Erfolg. In den wenigen Geschäften sind größtentei­ls Schnäppche­njäger unterwegs – und die Stadt ist nicht glücklich. Ein Lokalaugen­schein.

- Franziska Zoidl

Leonding – Die gut gefüllte Straßenbah­n hält an der Station „Im Bäckerfeld“, direkt vor dem Einkaufsze­ntrum Uno Shopping in Leonding. Nur zwei Passagiere steigen an diesem Freitagnac­hmittag aus und stehen wenig später ein bisschen verloren auf einem fast leeren Parkplatz.

Wohin die anderen Fahrgäste gefahren sind? Vielleicht in die Plus City, die nur wenige Stationen weiter liegt und als Shop- pingmekka weit über den Großraum Linz hinaus bekannt ist. 2016 wurde das Paschinger Einkaufsze­ntrum auf 70.000 Quadratmet­er erweitert. Das Uno Shopping hingegen stand de facto leer, seit ihm 2014 sein letzter Großmieter abhandenge­kommen war.

Die drei Mühlviertl­er Investoren Joachim Pawelka, Josef Hofer und Hubert Wagner kauften das straucheln­de Zentrum vor rund einem Jahr und wollen es nun schrittwei­se zu neuem Leben erwecken. Seit dem Herbst sind die ersten Flächen in Betrieb. Die offizielle Eröffnung ist erst für den kommenden Herbst geplant. Bis dahin sollen alle 45.000 Quadratmet­er an Verkaufsfl­äche vermietet sein.

Gut die Hälfte davon ist bereits jetzt gefüllt. Beim Standard- Lokalaugen­schein findet gerade eine Veranstalt­ung unter dem Motto „Landliebe“im Einkaufsce­nter statt: Aussteller trumpfen mit Mühlviertl­er Bauernspec­k, zünftigen Dirndln und Leberkäses­emmeln auf. Überall riecht es nach Würsteln, aus den Lautsprech­ern plärren Schlagerli­eder. Einige Pensionist­en haben sich schon am frühen Nachmittag auf den aufgestell­ten Bänken eingefunde­n. Bald soll eine Trachtenmo­denschau losgehen. „Rufen Sie Ihre Verwandten an, Ihre Enkerln“, fordert der Moderator, der standesgem­äß eine Lederhose trägt, das Publikum auf. Denn sie sollen alle kommen.

Tun sie aber nicht. „Es läuft noch etwas schleppend“, sagt auch Dieter Nöbauer, Betreiber des Cafés Paletti, der das Ganze beobachtet. „Aber mir taugt es hier.“Im Gegensatz zur nahen Plus City handle es sich beim Uno Shopping um keinen „Freizeitte­mpel“, sondern um ein Center, in dem die Menschen auch ihre Alltagsein­käufe erledigen. Auch wenn aktuell noch vieles provisoris­ch wirkt, wie er zugibt.

Einige wenige Besucher streifen gerade durch die Geschäftsl­okale, die großteils von zwei Mietern bespielt werden: dem Getränkehä­ndler Bilgro und dem Outletcent­er 7 Fashion Pop-Up. In einem kahlen Geschäft hängen Bademäntel, ein paar Schritte weiter ist ein Geschäftsl­okal mit bodenlange­n Abendkleid­ern angefüllt. Auf eine Gestaltung der Geschäftsf­lächen wurde dabei verzichtet. Das Schuhgesch­äft steht halb leer. Dazwischen hängen Pfeile, die den Weg zur nächsten Kassa in einem anderen Geschäftsl­okal zeigen. Es ist das übernächst­e, das benachbart­e steht nämlich leer.

Wohnungen geplant

Eine Pensionist­in in Jeans und grüner Jacke stöbert an einem Kleiderstä­nder, der mitten auf dem Gang steht. Sie ist auf der Suche nach billiger Markenware und meidet Menschenau­fläufe, erzählt sie. Daher gefällt ihr das Uno Shopping: „Ich kann hier einen halben Tag stöbern, ohne angesproch­en zu werden.“Anfänglich sei sie aber verwirrt gewesen, wie sie zugibt: „Ich habe die Kassa nicht gefunden.“

Ursprüngli­ch waren auf dem Areal des neuen Uno Shopping auch Wohnungen geplant: Ein Teil der Anlage sollte abgeris- sen werden und Platz für 350 Wohnungen machen, verlautete­n die Investoren anfangs. Zuletzt war die Anzahl der Wohnungen auf 180 reduziert worden. Das werde noch dauern, hieß es damals. Ein Händler, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, fände betreubare Wohnkonzep­te auf dem Dach sinnvoll: „Für Pensionist­en wäre eine solche Wohnform ideal.“Für das Funktionie­ren des Uno Shopping sei jedenfalls noch ein Supermarkt wichtig, „aber der kommt schon noch“, ist er zuversicht­lich.

Zudem sei der Jahresanfa­ng in Einkaufsze­ntren immer eine besucherär­mere Zeit, erklärt er die leeren Gänge. „Aber derzeit fehlt noch viel“, gibt er zu. „Und die Leute sind teilweise überforder­t vom Ramsch.“

Aber nicht alle: Sie sei auf der Suche nach billigem Sportgewan­d, sagt eine Frau, die an einem Kleiderstä­nder gerade Kunstfaser-T-Shirts inspiziert. Kopfkissen gibt es um acht Euro, dafür muss man in Kartons wühlen. Schokoniko­läuse gibt es hier lange nach Weihnachte­n um 49 Cent, auf dem Gang stehen unzählige Buddha-Steinfigur­en in allen erdenklich­en Größen aufgereiht.

Als die neuen Investoren auf den Plan traten, waren die Erwartunge­n in Leonding hoch. Nun ist man enttäuscht: „Das ist alles andere als ein Einkaufsze­ntrum oder ein Outletcent­er. Das sind Lagerfläch­en mit einem Dach darüber“, klagt Bürgermeis­ter Walter Brunner (SPÖ). Auch Abendveran­staltungen würden von den Investoren, die für den Standard nicht erreichbar waren, immer wieder eingeplant: „Aber das sind Geschäftsf­lächen, und wir wollen keinen Nachtbetri­eb“, stellt Brunner klar.

Den geplanten Wohnungen erteilt Brunner ebenfalls eine Absage: „Das hat ja alles eine Wechselwir­kung“, sagt er mit Blick auf die derzeitige Nutzung der Geschäftsf­lächen. Qualitativ­es Wohnen sei so nicht möglich, auch Wohnbauträ­ger, die in Leonding bauen, hätten schon abgewunken. Das rettende Rezept für das Uno Shopping dürfte also noch immer nicht gefunden sein. „Mit dieser Nutzung wird es nicht gehen“, ist Bürgermeis­ter Brunner überzeugt. Was genau an diesem Standort funktionie­ren könnte, weiß er allerdings auch nicht. Nur so viel: „Es muss etwas anderes sein.“

 ??  ?? Freitagnac­hmittag im Uno Shopping in Leonding bei Linz: Parkplätze gibt es noch genügend. Die offizielle Eröffnung ist im heurigen Herbst.
Freitagnac­hmittag im Uno Shopping in Leonding bei Linz: Parkplätze gibt es noch genügend. Die offizielle Eröffnung ist im heurigen Herbst.
 ??  ??
 ?? Foto: Zoidl ?? Wohl eher kein Wohnen, sicher kein Nachtbetri­eb: Die Stadt macht Vorgaben.
Foto: Zoidl Wohl eher kein Wohnen, sicher kein Nachtbetri­eb: Die Stadt macht Vorgaben.

Newspapers in German

Newspapers from Austria