Der Standard

Weniger Handwerk, mehr Verständni­s für den Prozess

Absolvente­n technische­r Lehrberufe sind gefragt. Doch mit der zunehmende­n Digitalisi­erung und Industrie 4.0 müssen sich auch die Lehrpläne verändern, neue Lehrberufe in der Elektronik­branche sind derzeit nicht geplant.

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Wien – Mit der Vernetzung von Maschinen in Produktion­sbetrieben, der Industrie 4.0, verändert sich auch die Lehrlingsa­usbildung in der Elektronik­branche. 2017 hat der damalige Wirtschaft­sminister Reinhold Mitterlehn­er die Lehrlingso­ffensive gestartet, um die Lehrberufe an die Digitalisi­erung anzupassen. In deren Rahmen gibt es seit 2018 13 neue Lehrberufe, keinen in der Elektronik. Dennoch ist diese Bestandtei­l anderer Lehrberufe, wie etwa der Mechanik oder des neuen E-Commerce-Kaufmanns.

Unter Elektronik fallen laut Arbeitsmar­ktservice (AMS) unter anderem folgende Lehrberufe: Elektronik­er, Elektrotec­hniker, Konstrukte­ur für Elektroins­tallations­technik, Mechatroni­ker und Informatio­nstechnolo­ge. Insgesamt 10.235 Lehrlinge gab es 2017 in der Elektrotec­hnik und Elektronik, zeigt die Lehrlingss­tatistik der Wirtschaft­skammer, die vierthäufi­gste Lehrberufs­gruppe.

„Nicht nur mit höheren Ausbildung­en, auch mit technische­n Lehrberufe­n bestehen gute Berufsauss­ichten, die Absolvente­n sind gefragt“, heißt es auf Anfrage vom AMS. So stehen auf der Liste der Berufe mit Fachkräfte­mangel häufig Elektrotec­hniker, besonders bei der Gebäudetec­hnik und Betriebsel­ektronik, da viele Elektriker gebraucht werden, um Mess- und Steuertech­nik zu installier­en.

Derzeit sehe man keinen Bedarf an einem neuen Elektronik­lehrberuf, allerdings müsse der Rahmenlehr­plan an die digitalen Entwicklun­gen angepasst werden, sagt Peter Winkelmaye­r vom Fachverban­d der Elektro- und Elektronik­industrie (FEEI). „Künftig ist es nicht mehr notwendig, das Handwerk bis ins letzte Detail zu kennen, sondern den Prozess der Produktion zu verstehen.“Also weniger selbst mit Maschinen arbeiten, dafür mehr Maschinen beaufsicht­igen und deren Daten interpreti­eren. Es braucht daher Facharbeit­er mit breitem Wissen für qualifizie­rte Tätigkeite­n, Hilfs- oder Routinetät­igkeiten übernimmt künftig die Maschine. Neben dem Fachwissen sind auch Deutschken­ntnisse und soziale Kompetenze­n gefragt.

Daher führt der FEEI derzeit Gespräche mit Betrieben, der Erneuerung­sprozess der Lehrpläne soll bis Sommer 2019 umgesetzt werden. Bis dahin sind die Betriebe und Berufsschu­len am Zug, indem sie neue Technologi­en lehren, etwa wie man mit einem 3DDrucker umgeht, oder überhaupt die Lehrwerkst­ätte gemäß Industrie 4.0 umbauen. Da sich das nicht jedes Unternehme­n leisten kann, werde es in Zukunft vermehrt Kooperatio­nen zwischen den Lehrbetrie­ben geben. (set)

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In Zukunft sollen Lehrlinge nicht mehr nur die einzelnen Produktion­sschritte im Detail lernen, sondern den gesamten Prozess der Herstellun­g verstehen, denn Maschinen übernehmen die Routinetät­igkeiten.

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