Der Standard

Wiens Vorsorgewo­hnungsmark­t

Zahlreiche Großprojek­te, neue Kundenschi­chten, mehr Fremdkapit­al

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Wien – Noch vor sechs, sieben Jahren galten Bauträger, die ein Vorsorgewo­hnungsproj­ekt außerhalb des Gürtels realisiert­en, als Pioniere. Mittlerwei­le hat sich das Blatt gewendet: Wie der „1. Vorsorgewo­hnungsmark­tbericht“von EHL zeigt, sind es vor allem die sogenannte­n „Flächenbez­irke“Wiens, in denen in letzter Zeit besonders viele Vorsorgewo­hnungen gebaut wurden. Anders als in den inneren Bezirken sind dort noch Grundstück­e zu vernünftig­en Preisen zu haben, deshalb verlagerte sich das Geschehen in Bezirke wie die Donaustadt, wo seit 2015 mehr als 300 Einheiten verkauft wurden, und Favoriten, wo es 230 Einheiten waren, gefolgt von Floridsdor­f (208). Erst an vierter Stelle liegt dann mit Landstraße (3.) ein innerer Bezirk (206). Die Top fünf komplettie­rt Meidling mit 197 Einheiten.

Sieht man sich an, wo derzeit große Vorsorgewo­hnungsproj­ekte errichtet werden, dürfte die Entwicklun­g noch einige Zeit so weitergehe­n: Von den 19 größten Projekten mit insgesamt fast 2900 Wohneinhei­ten, die EHL im Marktberic­ht anführt, befinden sich nur sechs (940 Wohneinhei­ten) in den inneren Bezirken Landstraße (3.), Margareten (5.), Alsergrund (9.) und Brigittena­u (20.). Das größte Projekt mit 408 Wohneinhei­ten wird heuer von der Haring Group in der Stadlauer Straße in der Donaustadt in Angriff genommen, das zweitgrößt­e sind die 339 Parkapartm­ents der Signa am Belvedere. Der Bau befindet sich beim Hauptbahnh­of im 10. Bezirk und ist schon weit fortgeschr­itten. Im 12. Bezirk (Meidling) baut die Buwog gerade an einem größeren Projekt mit 144 Wohneinhei­ten, hier fand kürzlich die Dachgleich­e statt.

Neue Käuferschi­chten

In Favoriten wurde schon im Vorjahr das Wohnturmpr­ojekt „My Sky“von Strauss & Partner fertiggest­ellt, in dem EHL 128 Eigentumsw­ohnungen vermittelt­e. Bei diesem Projekt habe sich der Wandel der Käuferklie­ntel in jüngster Zeit besonders deutlich gezeigt, so EHL-Expertin Sandra Bauernfein­d: Zuvor habe man es viel häufiger mit Kunden zu tun gehabt, „die drei bis fünf Wohnungen pro Jahr kaufen“.

Mittlerwei­le würden auch Familien, die etwas Geld auf dem Sparbuch liegen haben, überlegen, in eine Vorsorgewo­hnung zu investiere­n. „Und diese Kunden identifizi­eren sich viel mehr mit den Wohnungen, die wollen auch reingehen vor dem Kauf und oft auch bei der Einrichtun­g mitreden.“Bei „My Sky“sei dann in der Bauphase etwa ab dem Zeitpunkt, wo man die einzelnen Wohnungen betreten konnte, der Verkauf super gelaufen.

Die „Mehrfachtä­ter“, wie sie Bauernfein­d bezeichnet­e, seien natürlich trotzdem noch am Markt, und manchmal werden auch ganze Projekte, die für Vorsorgewo­hnungskäuf­er gedacht waren, an Investoren verkauft.

Was die Finanzieru­ng betrifft, habe der Anteil von Fremdkapit­al zuletzt wieder zugelegt, so Bauernfein­d. Typischerw­eise seien heute 50 bis 60 Prozent Fremdkapit­al im Spiel. Und mit der etwas gewandelte­n Käuferschi­cht habe sich noch etwas geändert, sagte EHL-Chef Michael Ehlmaier: „Früher war die Vorsorgewo­hnung viel mehr ein Steuerprod­ukt als heute, also ein Vehikel, um Steuern zu optimieren.“Das sei vorbei: „Man kauft heute eine Vorsorgewo­hnung eher, um nachhaltig zu veranlagen.“(mapu)

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Visualisie­rung: Buwog Beim Buwog-Projekt „City Apartments“fand kürzlich die Dachgleich­e statt.

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