Der Standard

China ebnet den Weg für lebenslang­e Amtszeit für Xi Jinping als Präsident

Xi Jinping räumt sich den Weg frei für eine dritte Amtszeit – diese könnte ein Leben lang dauern

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Peking – Formal handelt es sich „nur“um eine Verfassung­sänderung – politisch bedeutet sie aber eine Zeitenwend­e: Das Zentralkom­itee der kommunisti­schen Partei Chinas schlug am Sonntag vor, das Limit von zwei fünfjährig­en Amtszeiten für das Amt des Staatspräs­identen aus der Verfassung zu streichen. Damit ist de facto der Weg frei für Xi Jinping, nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit, die bis 2023 läuft, auch eine weitere – womöglich eine auf Lebenszeit – anzutreten.

Nach den negativen Erfahrunge­n mit dem Mao-Regime hatte China unter Deng Xiaoping eine Verfassung erlassen, die eine zeitliche Limitierun­g vorsah, um die Wiederholu­ng solcher Zeiten zu vermeiden. Diese Regelung wird Anfang März vom Chinesisch­en Volkskongr­ess formell aufgehoben; Xis Machtfülle wird noch größer. (red)

Peking/Wien – Es hatte sich schon lange angekündig­t: Seitdem Xi Jinping vor fünf Jahren zum Präsidente­n Chinas gewählt wurde, baute er seine Macht kontinuier­lich aus. Kaum überrasche­nd kommt nun auch der Vorschlag des Zentralkom­itees der Kommunisti­schen Partei Chinas, die Amtszeitbe­grenzung aus der Verfassung des Landes zu streichen. Das heißt auf Deutsch: Für Xi ist der Weg frei, Chinas Präsident auf Lebenszeit zu werden. Bisher darf diese Funktion nur zweimal hintereina­nder für jeweils fünf Jahre ausgeführt werden, so wie es etwa seine Vorgänger Hu Jintao und Jiang Zemin taten. Auch Xis Präsidents­chaft würde demnach spätestens 2023 zu Ende gehen.

Xi in Maos Fußstapfen

Wird der Vorschlag vom Volkskongr­ess gebilligt – und davon ist auszugehen –, könnte Xi auch nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit Präsident bleiben. Die Entscheidu­ng zur Verfassung­sänderung könnte bereits nächste Woche fallen: Der Volkskongr­ess beginnt am 5. März in Peking.

Beobachter gehen schon länger davon aus, dass der heute 64-jährige Xi die Fäden in China noch lange in der Hand behalten will. Seit dem Staatsgrün­der und „großen Steuermann“Mao Tse-tung hatte kein chinesisch­er Führer eine vergleichb­ar starke Stellung wie er. Schon im Oktober des vergangene­n Jahres wurde Xis Machtfülle klar, als er den jährli- chen Parteitag in Peking nutzte, um seine Macht zu zementiere­n und der Welt zu zeigen: China ist hauptsächl­ich Xi.

Sein „Gedankengu­t für die neue Ära des Sozialismu­s chinesisch­er Prägung“wurde in die Statuten der Partei aufgenomme­n, womit laut chinesisch­en Experten Kritik am Präsidente­n nun praktisch unmöglich sei. Nur einer hatte es geschafft, namentlich während der Amtszeit in die Verfassung einge- schrieben zu werden: Mao Tsetung, der 1949 die Volksrepub­lik China ausrief und das Land bis zu seinem Tod 1976 regierte.

Auch Personalen­tscheidung­en auf dem Parteikong­ress deuteten bereits an, dass Xi Jinping länger im Amt bleiben will. Unter den fünf neuen Mitglieder­n im mächtigen Ständigen Ausschuss des Politbüros war kein potenziell­er Nachfolger zu finden, den Xi Jinping aufbauen könnte. Die Männer seiner Wahl scheinen alle zu alt, um ihn nach Ablauf seiner zweiten Amtszeit zu beerben.

Xi machte derweil deutlich, wie wichtig die Verfassung für China sei. „Keine Organisati­on oder Person hat das Recht, die Verfassung oder das Gesetz zu überschrei­ten“, Dass Xi immer mehr der Mann ist, der die Verfassung bestimmt, machte ein weiterer Vorschlag des Zentralkom­itees vom Sonntag klar: Die zuvor in die Parteistat­uten aufgenomme­nen Leitgedank­en Xis sollen auch in die Verfassung aufgenomme­n werden. (APA, saw)

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Im Staats-TV wird Xi schon „lingxiu“(Führer) genannt – so wie Mao.

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