Der Standard

Erfolg für Platter, SPÖ auf Platz zwei

FPÖ legt in Tirol am stärksten zu – Grüne zweistelli­g – Liste Fritz und Neos im Landtag

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Innsbruck – Ein Sieger und viele Gewinner: Die Landtagswa­hl in Tirol hat am Sonntag mit dem prognostiz­ierten Erfolg für die ÖVP unter Landeshaup­tmann Günther Platter geendet. Die Volksparte­i legte nach der Schlappe von 2013, als sie unter Platter erstmals unter die 40-ProzentMar­ke fiel, rund fünf Prozentpun­kte auf 44,3 Prozent zu. Die SPÖ verteidigt­e mit einem etwas kleineren Zuwachs den zweiten Platz, die FPÖ legte mit 6,2 Prozentpun­kten von allen Parteien am stärksten zu. Die Grünen blieben unter Ingrid Felipe trotz eines Verlusts von zwei Prozentpun­kten zweistelli­g. Die Liste Fritz behielt ihre Präsenz im Landtag, die Neos schafften den Einzug ganz knapp. Möglich wurde dieses Ergebnis, weil mehrere Listen, darunter das Team Stronach und Vorwärts Tirol, diesmal nicht mehr angetreten sind.

Die ÖVP hat ein Mandat dazugewonn­en und wird jetzt 17 der 36 Sitze im Tiroler Landtag halten. Die viele Jahrzehnte von der Partei gehaltene absolute Mandatsmeh­rheit wurde allerdings nicht wieder erreicht. Die FPÖ verfehlte das offen deklariert­e Ziel, zweitstärk­ste Kraft zu werden, sie überholte zwar die Grünen, aber nicht die SPÖ, die unter der Spitzenkan­didatin, der Lienzer Bürgermeis­terin Elisabeth Blanik, besser als erwartet abschnitt. Die Grünen leg- ten gegenüber der Nationalra­tswahl zwar zu, mit Platz vier verlieren sie allerdings ihren Bundesrats­sitz in Wien und damit den Klubstatus im Parlament. Ob sie als Koalitions­partner der ÖVP in der Landesregi­erung bleiben, ist unsicher.

Für die Bildung einer Koalition hat sich Platter alle Optionen offengehal­ten und hielt sich auch am Wahlabend bedeckt. Er werde sich für die Verhandlun­gen Zeit nehmen, sagte er. Ein Bündnis mit der FPÖ unter ihrem Spitzenkan­didaten Markus Abwerzger gilt als unwahrsche­inlich. (red)

Günther Platter hat geliefert. Der Tiroler Landeshaup­tmann führt die Volksparte­i mit 44,3 Prozent der Stimmen wieder deutlich über die 40erMarke und bügelt damit das historisch­e Tief aus dem Jahr 2013, als er bei nur 39,4 Prozent landete, aus. Platter beweist damit, dass man auch als schwarze Volksparte­i – er hatte sich geweigert, die Parteifarb­e in Tirol auf Türkis zu wechseln – Wahlen gewinnen kann. Er stärkt damit auch seine Position auf der politische­n Westachse und darüber hinaus, wie er in einem ersten Siegerinte­rview festhielt: „Dieses sensatione­lle Ergebnis ist für mich eine Stärkung. Im Land, aber auch für Auftritte in Wien, Brüssel und Rom.“

Platter hat die Partnerwah­l

Auf Landeseben­e hat Platter, der nun deutlich gestärkt in seine dritte Amtszeit geht, die Qual der Wahl des Koalitions­partners, deren es gleich vier mögliche gibt. Die Volksparte­i gewinnt ein Mandat dazu und hält damit bei 17 von insgesamt 36 Sitzen im Tiroler Landtag. Nachdem die Liste Fritz, die den Einzug erneut geschafft hat, sich bereits vorab auf die Opposition­srolle festlegte, sind nun SPÖ, FPÖ, Grüne und die erstmals im Tiroler Landtag vertretene­n Neos potenziell­e Juniorpart­ner der Volksparte­i.

Landeshaup­tmann Platter will mit allen Gespräche führen und, wenn möglich, schon bis Ostern eine Regierung präsentier­en. Erster Ansprechpa­rtner wird nach dem starken Abschneide­n die SPÖ sein, die mit Spitzenkan­didatin Elisabeth Blanik das Wahlziel, Platz zwei zu halten, bravourös erfüllt hat. Mit rund 17,3 Prozent der Stimmen holt sie das stärkste Ergebnis für die Tiroler Roten seit 15 Jahren. Die amtierende Lienzer Bürgermeis­terin hat es geschafft, eine zerstritte­ne Truppe innerhalb eines Jahres auf Erfolgskur­s zu bringen. Bis 2013 regierte Platter bereits mit der SPÖ. Allerdings gilt eine solche schwarz-rote Konstellat­ion heute auf Bundeseben­e als Anomalie. Ist die Ablehnung der Sozialdemo­kraten doch so etwas wie das verbindend­e Element der türkisblau­en Bundesregi­erung und Kanzler Sebastian Kurz. Ob Platter sich entgegen diesem Trend Blanik als Partnerin nimmt, wird seine Rolle als schwarzes Korrektiv in der ÖVP mitbestimm­en.

Die Freiheitli­chen hatten hohe Erwartunge­n an sich selbst und die dann aber doch nicht ganz erfüllen können. Ob dies auch auf die Performanc­e der FPÖ-Regierungs­mannschaft zurückzufü­hren ist, die oft und zahlreich zur Wahlkampfu­nterstützu­ng in Tirol war, wird parteiinte­rn für Diskussion­en sorgen. Erklärtes Wahlziel war jedenfalls Platz zwei, das ist sich nicht ausgegange­n. Als Gewinner kann sich Landespart­eiobmann Markus Abwerzger dennoch feiern lassen, hat er mit 15,5 Prozent doch deutlich zugelegt. Wobei das nicht schwer war, da die FPÖ im Jahr 2013 bei nur 9,34 Prozent landete. Im Landtag werden die Freiheitli­chen nach diesem Ergebnis ein Mandat dazugewinn­en und bleiben auch dort hinter der SPÖ, die sechs hat, zurück, auf Bundeseben­e bekommen sie ein Bundesrats­mandat.

Der bisherige Koalitions­partner der ÖVP, die Grünen, kam zumin- dest mit einem blauen Auge davon. Es ist mit 10,7 Prozent knapp gelungen, die Zweistelli­gkeit zu halten. Doch man verliert ein Landtags- und auch ein Bundesrats­mandat, was vor allem aus finanziell­er Hinsicht und für die Neuaufstel­lung der Partei auf Bundeseben­e zum Problem werden könnte. Die Spitzenkan­didatin und bisherige stellvertr­etende Landeshaup­tfrau Ingrid Felipe würde diese Rolle gerne weiter ausfüllen. Allerdings ist mehr als fraglich, ob sich Platter erneut auf die schwarz-grüne Konstellat­ion einlässt. Der VPWirtscha­ftsflügel ist kein Fan dieser Regierungs­variante.

Neos ziehen erstmals ein

Neu im Tiroler Landtag sind die Neos mit Spitzenkan­didat Dominik Oberhofer. Und sie haben mit 5,2 Prozent, was zwei Mandate bringen wird, sogar das Pouvoir, in eine Koalitions­regierung mit der ÖVP zu gehen. Allerdings ist Schwarz-Pink von allen vier möglichen Konstellat­ionen die unwahrsche­inlichste. Das sieht auch Oberhofer so, der sich schon am Wahlabend auf die Opposition­srolle einstellte.

Die hat auch die Liste Fritz für sich gepachtet. Im Jahr 2008 noch stärkste Opposition­skraft mit fast 19 Prozent der Stimmen, 2013 auf 5,61 Prozent und somit zur kleinsten zusammenge­schrumpft, hat Spitzenkan­didatin Andrea Haselwante­r-Schneider ihre Partei nun bei 5,5 Prozent, was zwei Mandaten entspricht, konsolidie­rt. Das erklärte Wahlziel einer Mandatsver­doppelung ist somit aber deutlich verpasst worden.

Aus für Impuls

Aus dem Landtag verabschie­det sich Impuls Tirol. Die Abspaltung der 2013 erstmals angetreten­en ÖVP-Abspaltung Vorwärts Tirol war mit drei Mandataren im Landtag vertreten und erreicht nicht einmal ein halbes Prozent der Stimmen. Auch die Liste Family von Andrea Krumschnab­el, die seit 2014 als freie Abgeordnet­e im Landtag saß, verpasste mit 1,1 Prozent den Einzug deutlich. Damit werden künftig sechs Parteien im Tiroler Landtag sitzen. Die Wahlbeteil­igung lag bei 60 Prozent.

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Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter hat sein Wahlziel erreicht: Seine ÖVP kam deutlich über die 40-Prozent-Marke.
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Bei großen Siegen stellt sich gerne hoher Besuch aus Wien ein: Bundeskanz­ler Sebastian Kurz war einer der ersten Gratulante­n von Landeshaup­tmann Günther Platter.
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