Der Standard

Kickl als Erzieher

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Bisher kannten wir Herbert Kickl, den Politiker, den Lyriker, den Philosophe­n. In der ZiB 2 vom vergangene­n Donnerstag haben wir nun auch Kickl, den Erzieher, kennengele­rnt.

Adressatin seines pädagogisc­hen Eros war die Moderatori­n Lou Lorenz-Dittlbache­r, deren zweite Frage er gleich so beantworte­te: „Zunächst noch einmal: Sie müssen also schon zuhören, was ich Ihnen sage.“Unschwer erkennt man hier einen vor allem von reiferen Männern gepflegten Gesprächss­til, der noch niemals mit elegantere­n Konversati­onselement­en wie Takt, Beweglichk­eit, geschweige denn Witz in Berührung gekommen ist.

Was aber ficht einen Erzieher wie Kickl an, sich auf eine Art zu artikulier­en, auf die manche Frau außerhalb eines TV-Studios mit dem Abbruch des Gesprächs, wenn nicht mit einer Watschen reagieren würden? Es geht ihm keineswegs um Provokatio­n, sondern darum, die Gesprächsp­artnerin in Langmut und Mitgefühl zu schulen, Eigenschaf­ten, die im Gespräch mit freiheitli­chen Politikern stets von Nutzen sind. Gelernt hat Kickl bei Schopenhau­er, dessen Aufsatz Die Kunst, Recht zu behalten in jeder FPÖParteis­chulung so sicher vorkommt wie das Amen im Gebet.

Es ist anzunehmen, dass Kickl sein erzieheris­ches Talent auch in „seinem“Ministeriu­m voll auslebt. Die Beamtinnen und Beamten werden gewiss einen günstigen Moment abwarten, an dem sie sich bei ihm dafür bedanken können.

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