Der Standard

Platters Persönlich­keit band Wähler an ÖVP

Die Wahltagsbe­fragung zeigt: Die Tiroler ÖVP verdankt ihren Wahlerfolg vor allem dem amtierende­n Landeshaup­tmann Günther Platter. SPÖ und FPÖ wurden eher wegen ihrer Themen gewählt, auch die Grünen lagen mit Umweltwahl­kampf offenbar richtig.

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Kaum waren die letzten Wahllokale geschlosse­n, wurden auch die ersten Analysen der Wahl veröffentl­icht. In einem Punkt waren sie gleichlaut­end: Günther Platter hat einen fehlerfrei­en Wahlkampf, der ganz auf seine Rolle als Landeshaup­tmann (der am zweitlängs­ten Dienende in dieser Funktion nach Eduard Wallnöfer) zugeschnit­ten war, geführt.

Und Platter zu bestätigen war das wesentlich­ste Motiv der ÖVPWähler. Laut der ISA/Sora-Umfrage mit 1210 Befragten für den ORF sagten 32 Prozent der ÖVP-Wähler, dass sie ihre Wahlentsch­eidung wegen des Spitzenkan­didaten getroffen haben. Jeweils jeder fünfte ÖVP-Wähler vergab die Stimme, um die bisherige Arbeit der Partei zu honorieren oder um die inhaltlich­en Standpunkt­e der ÖVP zu unterstütz­en, was die Bundespoli­tik einschließ­t.

Tatsächlic­h wird auch durch andere Umfragen bestätigt, dass in Österreich bundespoli­tisch ein starker Rückenwind für die ÖVP gegeben ist. Auch das Niederöste­rreich-Ergebnis vor einem Monat (Johanna Mikl-Leitner erreichte fast die absolute Stimmenmeh­rheit) dürfte zur Stimmung zugunsten der in Tirol immer noch schwarz gefärbten ÖVP beigetrage­n haben. Auf diese insgesamt positive Stimmung für die Volksparte­i hat auch der ÖVP-Landesgesc­häftsführe­r Martin Malaun unmittelba­r nach dem Wahlschlus­s hingewiese­n.

Offensicht­lich ist aber, dass keine andere Partei einen ähnlich attraktive­n Spitzenkan­didaten hatte wie die ÖVP mit Platter, erklärte der Wahlforsch­er Peter Filzmaier. Die ISA/Sora-Umfrage hat sich auch mit der theoretisc­hen Landeshaup­tmann-Direktwahl-Frage befasst – demnach würden 50 Prozent der Tiroler den Amtsinhabe­r direkt wählen, SPÖ-Kandidatin Elisabeth Blanik käme auf 16, der Freiheitli­che Markus Abwerzger auf zehn und die Grüne Ingrid Felipe auf sechs Prozent.

Filzmaier betonte allerdings ein Phänomen: Auch wenn die meisten Parteien sich quasi als Sieger feiern, weil sie im Vergleich zur letzten Landtagswa­hl zugelegt haben, sollte vor allem für SPÖ und FPÖ ein Blick auf die Nationalra­tswahlerge­bnisse in Tirol im letzten Oktober reichen, um festzustel­len, dass am Sonntag das Potenzial nicht ausgeschöp­ft wurde: Damals hatte nämlich die FPÖ 24,9 Prozent der Tiroler Stimmen erlangt, auch die SPÖ war mit 20,8 Prozent im Oktober noch deutlich stärker – dafür konnte die PlatterÖVP größere Stimmantei­le holen als zuletzt die Kurz-ÖVP.

Die teilweise bedeutende­n prozentuel­len Gewinne der Landtags- parteien hängen mit zwei Tiroler Spezifika zusammen: Erstens ist bei Landtagswa­hlen in Tirol die Beteiligun­g diesmal wie schon zuletzt mit 60 Prozent sehr niedrig – Verschiebu­ngen sind also mit vergleichs­weise wenigen Stimmen möglich. Zweitens war knapp ein Fünftel der Stimmen von 2013 diesmal auf dem Markt, weil sie zuletzt auf Parteien entfallen sind, die 2018 nicht mehr auf dem Stimmzette­l gestanden sind.

Themen der Wähler

Die Wahltagsbe­fragung zeigt auch, welche Themen die Wähler einzelner Parteien am meisten diskutiert haben. Bei ÖVP-Wählern dominierte das Thema Transit vor Arbeitsplä­tze und Zuwanderun­g. SPÖ-Wähler redeten eigenen Angaben zufolge vor allem über die Bundesregi­erung, über Sozialfrag­en und Wohnen.

Bei Wählern der Freiheitli­chen dominierte mit 70 Prozent deutlich das Thema Zuwanderun­g vor Sicherheit (54) und Arbeitsplä­tze (46). Ähnlich dominieren­d war das Umweltthem­a unter GrünWähler­n (73 Prozent) vor der Bildung (52).

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Ingrid Felipe stabilisie­rte ihre Partei als „Umweltfigh­ter“, SP-Kandidatin Elisabeth Blanik und FP-Tirol-Chef Markus Abwerzger stehen bereit, sie als Regierungs­partner abzulösen.
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