Der Standard

Die Salzburger ÖVP lässt sich alle Koalitions­optionen offen

Haslauer will Kandidatur von umstritten­em Burschensc­hafter für FPÖ nicht kommentier­en – Grüne und Neos: „Schwarz-Blau droht“

-

Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer und Parteimana­ger Wolfgang Mayer können dem 22. April gelassen entgegense­hen: Die Frage ist nicht, ob, sondern wie hoch die ÖVP die bevorstehe­nde Landtagswa­hl gewinnen wird. Bei der nach dem Finanzskan­dal vorgezogen­en Wahl 2013 verlor die ÖVP rund 7,5 Prozent und erreichte mit 29 Prozent ihren historisch­en Tiefststan­d.

Da kann es nur aufwärtsge­hen, vor allem auch weil man in den fünf Jahren in der Landesregi­erung ziemlich ungestört geblieben ist. Die Grünen waren ein zahmer Partner. Auch der Sieg von ÖVPMann Harald Preuner bei der nach dem Rücktritt von Heinz Schaden (SPÖ) notwendig gewordenen Bürgermeis­terwahl vergangene­n Herbst in der Landeshaup­tstadt verleiht Rückenwind.

Und noch ein Plus: Nach dem Rücktritt von Baulandesr­at Hans Mayr (Ex-Team-Stronach) hat man mit Brigitta Pallauf eine zusätzlich­e ÖVP-Landesräti­n installier­t. Mayr musste wegen ungeklärte­r Wahlspende­n gehen.

In den Umfragen liegt die ÖVP irgendwo bei 35 Prozent oder mehr – mehr als zehn Prozentpun­kte vor SPÖ oder FPÖ. Wer so komfortabe­l liegt, muss nicht hektisch agieren. Manchmal ist es vonseiten der ÖVP sogar so still, dass es auffällt. So etwa in Zusammenha­ng mit den vom grünen Landtagsab­geordneten Simon Heilig-Hofbauer, den Salzburger Nachrichte­n und dem STANDARD aufgezeigt­en engen Verquickun­gen des FPÖ-Kandidaten Reinhard Rebhandl mit der äußersten Rechten wie der rechtsextr­emen Splittergr­uppe Die Identitäre­n.

Heilig-Hofbauer nennt den Gothia-Burschensc­hafter mit sicherem Listenplat­z einen „einschlägi­g rechtsextr­emen Kandidaten mit Naziverbin­dungen“.

Anders als die niederöste­rreichisch­en Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner, die nach Bekanntwer­den antisemiti­scher Liedtexte eine Beteiligun­g des GermaniaBu­rschenscha­fters Udo Landbauer in der Regierung ausgeschlo­ssen hat, gibt es von Wilfried Haslauer zur Causa Rebhandl keinen Kommentar.

„Für das politische Personal der FPÖ ist die FPÖ zuständig“, sagt Parteigesc­häftsführe­r Mayer auf Anfrage und nach Rücksprach­e mit Parteichef Haslauer. Koalitions­aussage gebe es keine; man schließe nichts aus und rede mit jedem. Auch mit der FPÖ.

„Richtungse­ntscheidun­g“

Die ÖVP ist damit die einzige politisch relevante Kraft, die den Fall Rebhandl nicht kommentier­t hat. Von Grünen, SPÖ und Neos hagelte es Proteste. Zuletzt verlangte Heilig-Hofbauer auch von Rebhandls Burschensc­haft Gothia die Herausgabe ihrer Liederbüch­er. Reaktion? Bisher keine.

Diese Zurückhalt­ung der ÖVP ist Wasser auf die Mühlen jener, die nicht müde werden, einen drohenden schwarz-blauen Pakt an die Wand zu malen. Die Grünen sprechen von einer „Richtungse­ntscheidun­g“. Parteichef­in, Landeshaup­tmannstell­vertreteri­n Astrid Rössler: „Entweder wird Salzburg künftig schwarz-blau regiert oder schwarz-grün.“

Ob sich Schwarz-Grün aber überhaupt noch einmal ausgehen kann, ist fraglich. Als sicher gilt nämlich, dass die Grünen von ihren 20 Prozent 2013 einiges werden abgeben müssen. Jüngste Um- frage: neun Prozent. Selbst bei Kernthemen wie der heftig bekämpften 380-KV-Leitung hätten die Grünen in der Regierung zu wenig Profil gezeigt, lautet beispielsw­eise der Vorwurf von Anrainerin­itiativen.

Nationalra­tsabgeordn­eter Sepp Schellhorn, Spitzenkan­didat der Neos, warnt ebenfalls vor „Schwarz-Blau“. Man wisse von Vorgespräc­hen zwischen Haslauer und der Salzburger FPÖ-Obfrau Marlene Svazek. Die Neos werden zwar in den Landtag einziehen, der von Schellhorn persönlich angestrebt­e Regierungs­sitz ist aber höchstwahr­scheinlich nur in einer Dreikonste­llation möglich.

SPÖ-Wahlhelfer Doskozil

Dabei läuft es für die FPÖ derzeit gar nicht gut. Die Burschensc­haftersach­e, aber vor allem das Volksbegeh­ren „Don’t smoke“bereitet den Wahlmanage­rn Sorgen. Selbst das Thema „Sicherheit“hat man nicht mehr allein: Die SPÖ holt sich im Wahlkampf dazu Unterstütz­ung aus dem Burgenland: Referent auf Wahlverans­taltungen: Ex-Minister Hans Peter Doskozil.

 ?? Foto: APA/Hochmuth ?? Wilfried Haslauer steht als Wahlsieger bereits fest.
Foto: APA/Hochmuth Wilfried Haslauer steht als Wahlsieger bereits fest.

Newspapers in German

Newspapers from Austria