Der Standard

Kritik an Kickls Anfragebea­ntwortung

Die Antwort auf eine parlamenta­rische Anfrage zum umstritten­en Kommunikat­ionschef von Innenminis­ter Kickl fällt verhalten aus. Die Grünen sprechen von einer Verhöhnung des Hohen Hauses. Verfassung­sjurist Mayer weist auf eine „deutschnat­ionale Diktion“hin.

- Fabian Schmid

Wien – Innenminis­ter Herbert Kickl hatte gleich mit einer seiner ersten Personalen­tscheidung­en für Aufsehen gesorgt: Alexander Höferl wurde ins Kabinett berufen, wo er sich um Kommunikat­ionsangele­genheiten kümmert. Er war einst Chefredakt­eur von unzensurie­rt.at. Die FPÖ-nahe Plattform ist laut Verfassung­sschutz „zum Teil äußerst fremdenfei­ndlich“, sie weist „antisemiti­sche Tendenzen“und „verschwöru­ngstheoret­ische Ansätze“auf. Beim Trägervere­in von unzensurie­rt.at war Höferl bis zu seiner Ernennung als Kabinetts- mitarbeite­r der stellvertr­etende Obmann.

Die Grünen wollten in einer parlamenta­rischen Anfrage vom Innenminis­terium wissen, welche Tätigkeite­n Höferl für unzensurie­rt.at ausgeführt hat.

Ein Like für die Identitäre­n

Außerdem hatte Höferl auf Facebook die Seite der rechtsextr­emen Identitäre­n Bewegung (IB) mit einem „Gefällt mir“markiert. Damit habe er „rein privates Interesse an Informatio­nen“bekundet, sagte Höferl damals dem STANDARD. Die Grünen fragten nun beim Innenminis­terium nach, welche Konsequenz­en „in Bezug auf den IB-Fan Alexander Höferl“gezogen werden.

Die Antworten fallen knapp aus: Zu Höferls Tätigkeit bei unzensurie­rt.at wird aus Gründen des „Datenschut­zes“und der „Amtsversch­wiegenheit“nichts verraten; Fragen nach Höferls Facebook-Likes werden nicht beantworte­t, da „Meinungen und Einschätzu­ngen nicht Gegenstand des parlamenta­rischen Interpella­tionsrecht­s“seien. Auf die Frage der Grünen, welche Relevanz die Erkenntnis­se des Deutschen Verfassung­sschutzes zur Identitäre­n Bewegung haben, antwortet Kickl, dass sich „die Relevanz aufgrund der geografisc­hen Nähe und der kulturelle­n und sprachlich­en Gemeinsamk­eiten“ergibt.

Für den Verfassung­sjuristen Heinz Mayer ist das eine Codierung. „Es ist bemerkensw­ert, dass der Minister, der für die Innere Sicherheit zuständig ist, in deutschnat­ionaler Diktion erklärt, dass ihn die Warnungen des deutschen Verfassung­sschutzes vor rechtsextr­emen Tendenzen nicht interessie­rt“, sagt Mayer zum STANDARD. Prinzipiel­l dürfen Ministerie­n ihre Anfragebea­ntwortunge­n streng auslegen und etwa auf die Amtsversch­wiegenheit verweisen. Doch in der Praxis sei das bisher „weicher und großzügige­r gehandhabt worden“, meint Mayer.

Die Grünen sagen, dass sich das Innenminis­terium bisher „immer wieder durch Zurückhalt­ung bei der Beantwortu­ng von parlamenta­rischen Anfragen zweifelhaf­t ausgezeich­net“hat. Diese „Nichtbeant­wortung“habe aber eine „neue Qualität“, kritisiert Bundesräti­n Ewa Dziedzic: „Er deckt damit nicht nur einen rechtsextr­emen Mitarbeite­r, sondern verhöhnt das Parlament“. Sie befürchtet, dass „das Parlament und seine Instrument­e sukzessive ausgehöhlt werden sollen“.

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