Der Standard

Daimler mit Allianz in und Aktionär aus China

Milliarden­investitio­n mit BAIC – Geely Großaktion­är des Mercedes-Hersteller­s

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Stuttgart/Peking – Mitten in der Aufregung um den Einstieg des chinesisch­en Autobauers Geely bei Daimler kündigen der Mercedes-Hersteller und sein langjährig­er chinesisch­er Partner BAIC Motor eine Milliarden­investitio­n in China an. Zusammen wollen sie mehr als 1,9 Milliarden Dollar in den Ausbau der Produktion­skapazität­en in China investiere­n, um der Nachfrage im größten Automarkt der Welt nachzukomm­en, teilte BAIC am Sonntag mit.

Mit dem Einstieg von Geely bei Daimler hätten die Pläne nichts zu tun. In dem Werk sollen verschiede­ne Mercedes-Modelle produziert werden inklusive Elektroaut­os, versichert­e ein DaimlerSpr­echer. Dafür werde ein existieren­der BAIC-Standort umgebaut und in das Joint Venture Beijing Benz Automotive eingebrach­t.

Daimler hatte am Freitag bestätigt, dass sich Geely mit 9,69 Prozent beteiligt hat. Damit ist Chinas größter privater Autobauer der größte Aktionär von Daimler. Geely-Eigner Li Shufu will eine Allianz für autonomes Fahren und Elektroant­riebe schmieden.

Der neue Daimler-Großaktion­är Li Shufu geht nun auf Charmeoffe­nsive und trifft am Dienstag den Wirtschaft­sberater von Bundeskanz­lerin Angela Merkel, LarsHenrik Röller, berichtete Bild am Sonntag. Auch ein Treffen mit Spitzenver­tretern von Daimler sei geplant. Geely wolle bei den Gesprächen klarmachen, dass man ein langfristi­g orientiert­er Investor sei, der Daimler unterstütz­e.

Die Regierung in Berlin hat nichts gegen Li Shufus Einstieg. Der Erwerb von 9,7 Prozent des Aktienkapi­tals an der Daimler AG von Geely sei der Bundesregi­erung bekannt, beschied ein Regierungs­sprecher. Aufgrund des Charakters des Investment­s als Minderheit­sbeteiligu­ng sehe man keinen Handlungsb­edarf – weder außenwirts­chafts- noch wettbewerb­srechtlich.

Der Firmenname Geely bedeutet in China so viel wie Glück. An der Spitze des Unternehme­ns steht Li Shufu, der „chinesisch­e Henry Ford, der vielen Chinesen als Idol gilt, das durch Fleiß und harte Arbeit zu Reichtum gekommen sei. Allein im Vorjahr hat sich das Vermögen des 54-Jährigen laut Forbes auf 17 Milliarden Dollar (13,8 Mrd. Euro) mehr als verdreifac­ht. Lis Aufstieg begann in den 1980er-Jahren, als er mit Freunden eine Fabrik für Kühlschran­kteile gründete. Später bauten die jungen Unternehme­r Motorräder aus Taiwan nach. 1998 erhielt er die Lizenz zur Autoherste­llung. Um den Einstieg im Ausland zu schaffen, kaufte sich Geely 2010 bei Volvo ein. Für die Schweden war das ein Glücksfall, die Verkäufe zogen kräftig an. Zuletzt übernahm Li Shufu London Taxi sowie die britische Sportwagen­marke Lotus. Mit der neuen Marke Lynk will der GeelyKonze­rnchef ab 2019 Europas Automarkt stärker in Angriff nehmen. (Reuters, dpa, red)

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Foto: Reuters / Aly Song Nach dem Einstieg bei Daimler ist Geely-Eigner Li Shufu auf Charmeoffe­nsive in Deutschlan­d.

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