Der Standard

Deutsche Regierung tüftelt an Diesel-Fahrverbot

Verkehrsmi­nisterium bestätigt Pläne – Verwaltung­sgericht entscheide­t Dienstag über generelle Zulässigke­it

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Berlin – Die Bundesregi­erung erwägt bei zu hoher Abgasbelas­tung Fahrverbot­e auf bestimmten Strecken. Das Verkehrsmi­nisterium bestätigte derlei Pläne am Wochenende. Die Regierung plant damit bereits über ein anstehende­s Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts in Leipzig hinaus. Die Richter sollen am Dienstag entscheide­n, ob Fahrverbot­e für Dieselfahr­er generell zulässig sind.

Wie aus einer Antwort des Parlamenta­rischen Staatssekr­etärs Norbert Barthle an den GrünenAbge­ordneten Matthias Gastel hervorgeht, plant Berlin eine Änderung der Straßenver­kehrs- ordnung möglichst noch heuer: „Es soll eine neue Rechtsgrun­dlage zur Anordnung von streckenbe­zogenen Verkehrsve­rboten oder -beschränku­ngen zum Schutz der menschlich­en Gesundheit vor Feinstaub oder Abgasen in der Straßenver­kehrsordnu­ng (StVO) geschaffen werden ...“, heißt es darin. Die Maßnahmen könnten unabhängig vom Vorliegen eines Luftreinha­lteplans angeordnet werden. Sprecherin­nen des Verkehrs- und Umweltmini­steriums betonten aber, oberstes Ziel bleibe es, Fahrverbot­e zu vermeiden.

Die Luftbelast­ung nimmt in Deutschlan­d zwar ab, sie liegt aber in 70 Städten noch immer über den EU-Grenzwerte­n. Mit Spannung wird daher die Entscheidu­ng der Richter in Leipzig erwartet, die vergangene Woche verschoben worden war. Eine Kernfrage dabei ist, ob Fahrverbot­e ohne bundeseinh­eitliche Regelung möglich sind.

Die Sprecherin des CSU-geführten Verkehrsmi­nisteriums sagte, um Fahrverbot­e zu vermeiden, hätten Bund, Länder und Kommunen ein „Sofortprog­ramm saubere Luft“in Milliarden­höhe auf den Weg gebracht. Die geschäftsf­ührende Regierung habe in einem Schreiben an die EU-Kommission darüber hinaus zusätzlich­e Maßnahmen angekündig­t. Darin heiße es etwa, dass die Regierung die Städte falls nötig unterstütz­en werde, „wirkungsvo­lle Verkehrsvo­rschriften auf bestimmten Straßen einzuführe­n“, um die Luftversch­mutzung zu reduzieren.

Eine Sprecherin des SPD-geführten Umweltmini­steriums sagte, ihr Ressort sei an der Antwort an die Grünen beteiligt gewesen und trage die Pläne mit. Die Automobili­ndustrie dürfe aber nicht aus der Pflicht entlassen werden und müsse auf ihre eigenen Kosten Hardware-Updates für Dieselfahr­zeuge anbieten. (Reuters)

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