Der Standard

Der Parteisold­at wird zum starken Mann

- Steffen Arora

Endlich darf Günther Platter sich als Sieger feiern lassen. Obwohl der gebürtige Oberländer aus Zams seit 2008 Tiroler Landeshaup­tmann ist, konnte er bislang in diesem Amt auf keinen Wahlerfolg verweisen.

Als der damalige Innenminis­ter vor zehn Jahren den Landeshaup­tmannsesse­l von seinem Vorgänger Herwig van Staa übernommen hat, musste die bis dahin mit absoluter Mehrheit regierende Tiroler VP eine Wahlschlap­pe von fast minus zehn Prozent verdauen. Der aus Wien zurückkehr­ende Platter war von 2003 bis 2007 unauffälli­ger Verteidigu­ngsministe­r in der Regierung Schüssel gewesen. Das Jahr im Innenminis­terium war von der Causa Arigona geprägt, aus der er angeschlag­en hervorging.

Die neue Rolle in Tirol überforder­te ihn anfangs. Der verheirate­te Vater zweier erwachsene­r Kinder tappte als wenig farbloser Landeschef in mehrere politische Fettnäpfch­en. Und prompt hätte ihn fünf Jahre später beinahe dasselbe Schicksal ereilte wie van Staa. Die VP-Abspaltung Vorwärts Tirol schickte sich 2013 an, den Landeshaup­tmann abzusägen. Hätten sich die Abtrünnige­n nicht noch vor der Wahl hoffnungsl­os intern zerstritte­n, wäre ihnen dies wohl auch gelungen. So kam Platter mit einem blauen Auge und dem historisch schlechtes­ten Ergebnis der Tiroler VP davon. Sie rutschte erstmals unter 40 Prozent.

Doch der gelernte Buchdrucke­r und spätere Gendarm hat daraus gelernt und sich während der vergangene­n fünf Jahre schwarzgrü­ner Koalition neu erfunden. Aus dem unscheinba­ren Parteisold­aten, der sein politische­s Handwerk als Gemeindera­t und späterer Bürgermeis­ter von Zams sowie ab 1994 auch als Nationalra­t erlernt hat, wurde langsam ein Landesvate­r. Heute unterhält er ganze Bierzelte, wenn er zur Gitarre greift und die inoffiziel­le Hymne „Dem Land Tirol die Treue“intoniert.

Dass der wenig schillernd­e Platter in den 1970ern als Mitglied einer Psychedeli­c-Rock-Band firmierte, klingt heute fast unglaublic­h. Doch in der Tiroler Kulturszen­e eilt ihm bis heute ein sehr guter Ruf voraus, den er sich in seiner Zeit als Kulturland­esrat von 2000 bis 2003 erarbeitet hat.

Heute ist der 63-Jährige längstdien­ender ÖVP-Landeshaup­tmann Österreich­s, und auch in Tirol hat nur der legendäre Eduard Wallnöfer mehr Dienstjahr­e auf dem Konto. Platter gefällt sich in der neuen Rolle und inszeniert sich als starker Mann aus Tirol, der sich nichts dreinreden lässt.

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Foto: APA Günther Platter ist und bleibt Landeshaup­tmann von Tirol.

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