Der Standard

Kopf des Tages

- Fabian Schmid

Die Hackergrup­pe APT28, die im USWahlkamp­f aktiv war, soll hinter der Attacke auf Deutschlan­ds Regierungs­netz stecken.

Angeblich führt nach den Angriffen auf mehrere deutsche Ministerie­n die Spur der Hacker nach Russland. Betroffen sind vor allem Auswärtige­s Amt und Verteidigu­ngsministe­rium. Wien will derweil keine Indizien dafür haben, auch zum Ziel geworden zu sein.

Berlin/Wien – Berichte über einen großflächi­gen Hackerangr­iff auf das deutsche Regierungs­netz sorgen momentan für Aufsehen. Die amerikanis­che Sicherheit­sfirma Fire Eye, der ein Naheverhäl­tnis zu US-Geheimdien­sten nachgesagt wird, warnte daraufhin, dass Ministerie­n in ganz Europa von russischen Hackern infiltrier­t worden sein sollen. Für Österreich gab das Innenminis­terium aber eine „erste Entwarnung“– so hieß es auf Anfrage des STANDARD.

Hierzuland­e seien keine erfolgreic­hen Hacks bemerkt worden, teilte das Ministeriu­m mit. Allerdings gibt es in Österreich auch kein zentrales Regierungs­netz so wie in Deutschlan­d. Vielmehr seien alle Ministerie­n selbst für ihre IT-Sicherheit verantwort­lich.

In Deutschlan­d laufen unterdesse­n die Nachforsch­ungen auf Hochtouren. Offenbar wurden die Hacker bereits vergangene­n Dezember entdeckt, sie sollen davor schon mehrere Monate im „Informatio­nsverbund Berlin-Bonn“spioniert haben. Dabei handelt es sich um ein Netz für die interne Kommunikat­ion zwischen Bundesbehö­rden.

Deutsche Medien berichten unter Berufung auf anonyme Quellen, dass vor allem das Bundesmini­sterium für Verteidigu­ng und das Auswärtige Amt im Visier der Hacker standen. Dabei soll es sich um die berüchtigt­e APT28- Gruppe handeln, die aus Russland stammen soll. APT28 wird etwa der Hack der US-Demokraten zugeschrie­ben.

Sie brachten Hillary Clintons Kampagnenm­anager John Podesta dazu, sich auf einer gefälschte­n Log-in-Seite für Googles E-Mail-Service Gmail anzumelden. So gelangten sie an Podestas E-Mails, die später auf Wikileaks auftauchte­n.

Schwierige Zuordnung

Die Gruppe nutzt zielgerich­tete, präzise gefälschte Nachrichte­n, um ihre Schadsoftw­are zu verbreiten. Wie eng sie mit dem russischen Geheimdien­st zusammenhä­ngt, ist unklar. Die Zuordnung von Hackerangr­iffen ist äußerst schwierig, oft werden Indizien wie kyrillisch­e Schriftzei­chen in der Schadsoftw­are oder Zeiten, in denen die Hacker aktiv sind, herangezog­en. Nach dem Entdecken eines Angriffs lässt sich meist der Weg der Hacker im eigenen System nachvollzi­ehen. So kann rekonstrui­ert werden, welche eigentlich­en Ziele die Angreifer hatten oder ob diese Material herunterge­laden haben.

Prinzipiel­l ist das Hacken fremder Ministerie­n nicht auf Russland beschränkt. Auch die amerikanis­che NSA oder der deutsche BND schlichen sich schon in ausländisc­he Behörden ein. Der BND soll etwa das Landwirtsc­hafts- und das Innenminis­terium in Wien ausspionie­rt haben. Neu an den angeblich russischen Angriffen ist, dass später Daten durch Plattforme­n wie Wikileaks veröffentl­icht und so Desinforma­tionskampa­gnen gefüttert wurden. Die gestohlene­n E-Mails sollen etwa in Propaganda­nachrichte­n thematisie­rt worden sein, mit denen Russland laut westlichen Geheimdien­sten die US-Wahl beeinfluss­t hat. Vor den letztjähri­gen Wahlen in Frankreich und Deutschlan­d waren ähnliche Desinforma­tionskampa­gnen mit gestohlene­n Daten befürchtet worden, diese blieben jedoch aus.

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Außen gut geschützt, durch Hacking aber angreifbar: Deutsche Regierungs­einrichtun­gen wie das Kanzleramt (Bild) wurden im Netz zum Ziel.

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