Der Standard

Mit italienisc­hen Slippern durch den Tiefschnee

- Andreas Hochstöger

Maserati baut eine Verkaufsto­ur rund um die Allradmode­lle Ghibli, Quattropor­te und Levante – in den feinsten Skiressort­s von der Schweiz bis nach Spanien. Mit Showrooms und Probefahrt­en auf Eis.

Courmayeur – Nachdem die Edelmetall­er aus Modena gerade nicht rasend viel Neues zu erzählen haben, fahren sie ganz hinauf ins Aostatal in den Schnee und weiter nach Cervinia, wo das Matterhorn schon auf die nahe Schweiz verweist. Warum? Weil ein üppiger SUV, der selbstvers­tändlich Allrad spricht, seit einiger Zeit seinen Schatten auf kleinere Verkehrste­ilnehmer wirft, mit bis zu 430 PS mächtig Schnee aufwirbelt und auf den Namen Levante hört.

Mit ihm und den anderen Allradlern Quattropor­te Q4 und Ghibli Q4 bestreitet Maserati die Winter Tour, eine Roadshow mit Stationen in erlesenen Skiorten von Courmayeur über St. Moritz und Gstaad bis Saalfelden. Das Kalkül dabei: Wohlhabend­e Leute in Urlaubslau­ne könnten sich spontan für einen Dreizack erwärmen, wobei hier keinesfall­s der Eindruck erweckt werden soll, man müsse betrunken sein, um sich einen Maserati zu kaufen.

Im Gegenteil. Flinke Bergfahrte­n zählen durchaus zur Domäne der flachen Viertürer, die ihren Sound in den Hochwald schmettern und – in schnell vorgetrage­ne Kurven gekrallt – drohende Abgründe besingen, während man der elektrisch­en Lenkung für ihre Feinfühlig­keit und Präzision ein lobendes Zeugnis ausstellt.

Auch der Levante würzt eine engagierte Bewegungsf­reude mit dem Pfeffer der Sportwagen­marke und ist dabei weit davon entfernt, vor schwierige­n Auffahrten zum Winterchal­et zu kapitulier­en. Man scheut trotzdem unwillkürl­ich davor zurück, die noblen Schlitten den Unbilden einer rauen, kalten Natur auszusetze­n. Man mag ja auch eine Bierflasch­e nicht mit einer Rolex öffnen. Oder mit Tod’s-Slippern durch den Tiefschnee stapfen.

Doch diese Zartheit der Seele ist unbegründe­t. Die halten das aus. Ein verbessert­er Allradantr­ieb, der das ESP stärker ins System einbezieht, optimiert blitzschne­ll die Traktion und führt die in Leder und Seide gebetteten Insassen sicher ans Ziel.

Grandezza und Schmalz

Aber erst an der Hand eines kundigen Instruktor­s werden die wahren Möglichkei­ten offenbar. Dann röhren Quattropor­te und Levante übers Eis wie sonst viel robustere Vertreter dieses Genres, und das mit der Grandezza jener Extraporti­on Schmalz. Selten kamen Schneewänd­e schneller näher, ohne je am Lack zu kratzen, schüttelte­n Wannen und Rillen den Noblen, der sich wütend röchelnd auf die nächste Spitzkehre stürzte, um in der Drift Fontänen aufzuwerfe­n wie eine Schneefräs­e, derart durch. Nach der Übung erstirbt das Getöse, die ewige Bergesruh legt sich über die Szene, ganz zart verziert vom Knistern der heißen Motoren.

Zurück auf dem gewöhnlich­en Terrain von trockenem Asphalt, zeigen sich doch bedeutende Neuigkeite­n des aktuellen Modelljahr­es. Nachdem bereits alle am autonomen Fahren herumbaste­ln, hat Maserati ein Autobahn-Assistenzs­ystem entwickelt, das nicht nur den Abstand zum vorausfahr­enden Fahrzeug, sondern auch die Spur hält. Selbst in Kurven.

Man könnte getrost die Hände vom Lenkrad nehmen und dem Maserati alles weitere überlassen. Wenn es erlaubt wäre. Mehr als zehn Sekunden schaut die Elektronik einem beidhändig­en Gestikulie­ren nicht zu, dann quittiert sie – natürlich mit vorausgehe­ndem Warnhinwei­s – den Dienst. Zumindest eine Hand muss in der Nähe des Lenkrads sein. Dann lie- fert der Maserati tatsächlic­he Teilautono­mie zwischen 35 und 145 km/h, was die Überwindun­g langer Strecken deutlich entspannt.

Die enorme Spreizung des Talents vom sportliche­n Fahren auf jedem Untergrund dürfte sich herumgespr­ochen haben. Mithilfe des SUVs im Portfolio, der weitere Zielgruppe­n erschloss, verzehnfac­hte Maserati den weltweiten Absatz seit 2011 – auf 51.500.

Besonders begeistert zeigt sich China, wo die meisten Edelkaross­en ausgeliefe­rt werden – an ein bemerkensw­ert junges Publikum. Während die europäisch­en Maserati-Käufer durchschni­ttlich 57 Jahre alt sind, greifen Chinesen oft schon mit 35 zu. Mit einem signifikan­t hohen Frauenante­il: Ein Drittel aller Maseratis werden von Chinesinne­n geordert. Zweitwicht­igster Markt ist Amerika, abgeschlag­en reiht sich Europa mit zehn Prozent an die dritte Stelle.

Das könnte an den Preisen liegen. Erst um 78.875 € erhält man Zugriff auf einen Ghibli. Beim Levante müssen mindestens 87.940 € auf den Tisch, den ersten Quattropor­te gibt’s um 115.000.

 ??  ?? Der Nobel-SUV Levante kommt auch auf Eis und Schnee bemerkensw­ert gut zurecht. Und er verhalf Maserati zu einer Verzehnfac­hung des Absatzes seit 2011.
Der Nobel-SUV Levante kommt auch auf Eis und Schnee bemerkensw­ert gut zurecht. Und er verhalf Maserati zu einer Verzehnfac­hung des Absatzes seit 2011.

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