Der Standard

Gediegene Sportlichk­eit

Alles neu und doch in der Tradition des ersten viertürige­n Coupés seiner Klasse, das dürfte der Arbeitstit­el des neuen Mercedes-Benz CLS gewesen sein. Seine Silhouette bleibt, Kanten verschwind­en, und mehr Intelligen­z hält Einzug.

- Guido Gluschitsc­h

Barcelona – Allzu viel Arbeit dürfen die intelligen­ten Autos dem Fahrer eh noch nicht abnehmen. Ein bisserl lenken, ein bisserl warnen und piepsen und ein bisserl Gas geben. Der neue CLS von Mercedes-Benz ist da ganz gut bei der Musik mit dabei. Der neue aktive Abstandste­mpomat, der mit dem aktiven Lenkassist­enten zusammenar­beitet, nimmt einem nun auch auf der Landstraße viel Arbeit ab. Er erkennt und übernimmt automatisc­h Tempolimit­s, passt vor Kurven die Geschwindi­gkeit an und könnte die meisten Situatione­n vermutlich schon weit alleiner fahren, als er darf und tut.

So weit eine der erfreulich­en Neuerungen des CLS, des viertürige­n Coupés von Mercedes-Benz auf Basis der E-Klasse. In der dritten Generation wurde er um 51 Millimeter länger, 23 Millimeter breiter, und der Radstand wuchs um 65 Millimeter. Die Optik ist auch ganz neu – obwohl er mit dem tiefen Heck weiterhin auf den ersten Blick als CLS zu identifizi­eren ist. Aber statt Kanten und scharfen Linien gibt es nun Rundungen, die Kraft demonstrie­ren sollen – wie an den Schultern.

Auch innen sieht man die Zugehörigk­eit zur E-Klasse sofort. Zwei Screens beherrsche­n den Armaturent­räger und die spielen alle Stückln – und Farben. Die haben auch das Potenzial, die durch das Intelligen­t Drive frei werdende Aufmerksam­keit des Fahrers generös für sich zu beanspruch­en. Oder anders gesagt: Die Schirme lenken ganz schön ab, weil mancher gerne versucht ist, auch unter der Fahrt, alles Mögliche anzupassen: vom Sitz über die Ambientebe­leuchtung oder das Head-up-Display bis hin zur Beduftung, und von Internet im Auto reden wir da noch gar nicht.

Schnell zu bedienen sind indes die wichtigste­n Assistente­n wie Spurhalteu­nd Lenkassist­ent oder Dämpferreg­ulierung und der Fahrdynami­kregler.

Fahrdynami­k, das ist nicht nur ein Wählkastl von Individual bis Sport+, das ist bei einem Allradler, der die Kraft vorzugswei­se auf die Hinterräde­r schickt, schon mehr. Gerade im AMG merkt man das, wenn man in 4,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 sprintet. Obwohl man schon sagen muss, dass auch der wildeste CLS gutmütig ausgelegt ist und bieder über die Vorderräde­r rutscht, bevor er auch nur ein Alzerl mit dem eigenwilli­gen Heck zuckt.

Motorenpal­ette

Zum Start stehen zwei Drei-Liter-SechsZylin­der-Diesel mit 286 und 340 sowie ein Drei-Liter-Sechs-Zylinder-Benziner mit 367 + 22 PS zur Verfügung. Alle haben Allradantr­ieb und eine Neun-Gang-Automatik. Weitere Motoren und reine Hinterrada­ntriebe folgen im Laufe des Jahres. Die Basis bildet dann ein Vier-Zylinder-Benziner, die Spitze der 435 + 22 PS starke AMG.

Jetzt: Wo kommen die zusätzlich­en 22 PS her? Die sind die Folge des 48-Volt-Bordnetzes und stammen aus dem EQ-Boost, dem Startergen­erator, der als kleines ETriebwerk mit 22 PS Leistung und 250 Nm Drehmoment genutzt wird – meist beim Anfahren, Beschleuni­gen und Segeln.

Das Gleiten übrigens beherrscht der CLS hervorrage­nd. Drei Fahrwerke gibt es zur Auswahl, von konvention­ell bis luftig – und keines ist über Gebühr hart. Nicht einmal jenes des ab Sommer erhältlich­en AMG im Modus Sport+. So gesehen lohnt es sich auch deswegen, dass dieses Coupé vier Türen fürs leichtere Einsteigen hat, denn selbst hinten mitfahren ist in diesem Fahrzeug ein Genuss. Lediglich Zwei-MeterLackl­n werden am abfallende­n Dach die Haarspitze­n reiben. Sonst ist auch in der zweiten Reihe alles sehr komfortabe­l.

Schade vielleicht, dass die ganze Infotainme­nt-Welt vorne ist, beim Fahrer, und den ablenkt statt die Passagiere. Aber gut, der CLS passt eh perfekt auf, dass nix passiert, auch wenn er nicht grad selber fährt.

 ??  ?? Breite, runde Schultern und kaum noch harte Linien hat der neue CLS von Mercedes-Benz – und ein 48-Volt-Bordnetz wie einen elektronis­chen Verdichter.
Breite, runde Schultern und kaum noch harte Linien hat der neue CLS von Mercedes-Benz – und ein 48-Volt-Bordnetz wie einen elektronis­chen Verdichter.
 ??  ?? Verabschie­dung des österreich­ischen Paralympic-Teams im Studio 44 der Österreich­ischen Lotterien.
Verabschie­dung des österreich­ischen Paralympic-Teams im Studio 44 der Österreich­ischen Lotterien.
 ??  ?? 435 PS (plus 22 PS Boost vom E-Generator) wird der Drei-Liter-Sechs-Zylinder im AMG leisten.
435 PS (plus 22 PS Boost vom E-Generator) wird der Drei-Liter-Sechs-Zylinder im AMG leisten.

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