Erfolg bei der Brautwerbung hängt vom Geschenk ab
Männliche Listspinnen müssen sich anstrengen, dann haben sie eine Chance, nicht gefressen zu werden
München/Wien – Männchen der Listspinne (Pisaura mirabilis) umgarnen ihre Angebeteten mit besonderer Aufmerksamkeit, sie bringen ihnen sogar Geschenke mit. Dafür fangen sie eine Fliege oder ein anderes Insekt, spinnen den Snack zu einem Paket und gehen damit auf Brautsuche.
Das Brautgeschenk muss natürlich auch etwas hermachen, immerhin soll es verhindern, von dem Weibchen gefressen zu werden. Diese sind auch recht anspruchsvoll und wählen ihren Zukünftigen nach der Qualität seines Präsents. Ob die Männchen das Paket „parfümiert“, also einen Lockstoff darauf verteilt haben, interessierte die Partnersuchende dagegen nicht, haben nun deutsche Wissenschafter herausgefunden.
Gefräßige Weibchen
Bereits vor knapp zwei Jahren hatten Forscher der dänischen Universität Aarhus entdeckt, dass Männchen, die mit Geschenken zur Brautwerbung kommen, seltener von Weibchen gefressen werden. Denn Weibchen der Listspin- ne, die zur Familie der Raubspinnen gehört, neigen dazu, das Männchen während der Balz zu verspeisen.
Die Studie des Teams um die Biologin Cristina Tuni von der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigt nun, dass der Erfolg des Männchens ausschließlich vom Inhalt des seidenumsponnenen Essenspakets abhängt. Auf mögliche chemische Botenstoffe in den Fäden des Männchens reagierten die Weibchen allerdings überhaupt nicht. Den Forschern zufolge ist das ein recht ungewöhnliches Verhalten, denn die Kommunikation über Botenstoffe bei der Fortpflanzung ist im Tierreich sehr weit verbreitet.
Experimente mit 100 Tieren
Das Team hatte mit insgesamt 100 Listspinnen experimentiert, um zu klären, welche Rolle chemische Signale bei der Balz spielen. Spinnen können diese Signale auch über ihre Seidenfäden aussenden. Die Fäden der Weibchen enthielten demnach offenbar chemische Botenstoffe, die Partner anzogen. Sie selbst interessierten sich aber nicht für die Fäden der Männchen – weder für die Verpackung, in denen ihnen das Insekt überreicht wurde, noch für die Fäden, die die werbenden Männchen sonst freisetzten.
Das deute laut der im Fachjournal Behavioral Ecology and Sociobiology veröffentlichten Studie darauf hin, dass entweder männliche Listspinnen darüber keine Signale senden oder weibliche Spinnen diese eigentlich ignorieren und sich eben nur von der Qualität des Mitbringsels überzeugen lassen.