Der Standard

Franken-Aufwertung lässt Steuerzahl­er bluten

Der Bund haftet für Franken-Kredite der Oesterreic­hischen Kontrollba­nk. Allein im Vorjahr flossen 140 Millionen Euro aus dem Budget. Doch die gesamten Drohverlus­te gehen in die Milliarden. Ministeriu­m und Kontrollba­nk schweigen dazu.

- Andreas Schnauder

Wien – Viele Häuslbauer können ein Lied davon singen, auch Gemeinden und andere Körperscha­ften leiden: Der Kursanstie­g des Franken hat viele Kreditnehm­er in die Bredouille gebracht, weil sich die Schulden in Schweizer Währung in Relation zum Euro erhöht haben. Auch die Republik muss immer tiefer in die Tasche greifen, um die Fremdwähru­ngsverlust­e zu schultern. Still und leise wurden Ende 2017 weitere 43,6 Millionen Euro an Steuergeld­ern losgeeist, um Altlasten in Schweizer Währung zu begleichen. Inklusive der bereits budgetiert­en Mittel ließ der Bund im Vorjahr gut 140 Millionen springen, weil Kursrisiko­garantien schlagend wurden.

Dass die Republik überhaupt für Fremdwähru­ngsschwank­ungen haftet, hat folgenden Hintergrun­d: Exporteure können gegen Übernahme eines Haftungsen­tgelts Ausfuhren gegen einen Zahlungsau­sfall absichern. Daneben gibt es noch ein weiteres Instrument: Der Bund haftet für Kreditoper­ationen der Oesterreic­hischen Kontrollba­nk (OeKB). Diese private Einrichtun­g kann somit günstige Kredite an Exporteure vergeben.

Die Kontrollba­nk steht im Eigentum der österreich­ischen privaten Banken, im Bereich der Ausfuhrhaf­tungen fungiert sie wie ein Treuhänder der Republik. Um den Zinsvortei­l auszunutze­n, hat sie – mit staatliche­r Garantie – ausgiebig Refinanzie­rungen in fremder Währung durchgefüh­rt. Doch während Yen-Kredite mittlerwei­le zurückgefü­hrt worden sind, kommen die Franken-Anleihen teuer zu stehen.

Ein Rechnungsh­ofbericht legte 2013 ein Milliarden­risiko des Steuerzahl­ers offen. Daraufhin wollte das Finanzmini­sterium den hohen Fremdwähru­ngsanteil reduzieren, was aber nicht gelang. Mit der Aufgabe der faktischen Bindung des Franken an den Euro vor drei Jahren stieg die Schweizer Währung merklich an. Das staatlich abgesicher­te Franken-Portfolio erhöhte sich dadurch 2015 von 15,3 auf 17,7 Mrd. Euro.

Rollieren in Mode

Anstatt die Fremdwähru­ngspositio­n zu verringern, wurden die Schulden im Wesentlich­en rolliert, wie das im Fachjargon so schön heißt. De facto kommt es dabei zu einer Verlängeru­ng des Darlehens. Das sorgt dafür, dass der Kursverlus­t nicht realisiert werden muss. Zwei gravierend­e Nachteile hat die Methode aber sehr wohl: Erstens schlägt der höhere Frankenkur­s bei den laufenden Zinsen voll durch. Und zweitens wird die höhere Tilgung „weiter (in die Zukunft) überbunden“, wie der Rechnungsh­of in einer Follow-upPrüfung im Jahr 2016 kritisiert­e. Da die Verluste nicht sofort anfallen, steht das Rollieren hoch im Kurs.

Immerhin hat das Finanzmini­sterium in seinem Risikoberi­cht die Drohverlus­te aus den Ausfuhrfin­anzierunge­n mittlerwei­le beziffert: Mit 4,3 Milliarden Euro werden diese „Eventualve­rbindlichk­eiten“angegeben. Ähnlich wie in einem Unternehme­n werden im Budget seit einigen Jahren Rückstellu­ngen für derartige Risiken gebildet. Allerdings fallen sie mit 922 Millionen vergleichs­weise dürftig aus. Überdies sind diese auch nicht defizitwir­ksam.

Sehr wohl im Ergebnis schlagen sich die jährlichen Zinsen nieder, die deutlich steigen – und im Vorjahr eben 140 Millionen Euro ausmachten. Diese Entwicklun­g zeigt eine ziemliche Dynamik und ist offenbar eine Folge der FrankenAuf­wertung im Jahr 2015. Damals sprang der Budgetpost­en für Wechselkur­srisiken der Kontrollba­nk auf knapp 100 Millionen Euro an, erreichte 2016 dann 113 Millionen Euro, um 2017 die Schwelle von 140 Millionen Euro zu überschrei­ten. Trotz der nicht unbeträcht­lichen Ausgaben fallen die Erläuterun­gen der offizielle­n Stellen dürftig aus. Das Finanzmini­sterium spricht von einem verstärkte­n Abbau des FrankenObl­igos in der Kontrollba­nk. Dies sei durch höhere Einnahmen aus Haftungsen­tgelten bewerkstel­ligt worden.

Über die Höhe der aushaftend­en Fanken-Kredite gibt das Ministeriu­m ebenso wenig Auskunft wie die OeKB.

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Der Abstecher ins Franken-Land kam österreich­ische Kreditnehm­er teuer zu stehen.

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