Der Standard

Schwere Kontrolle

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Es ist der Pallawatsc­h um das Rauchverbo­t, der die Anstrengun­gen der Regierung, die öffentlich­e Meinung in ihrem Sinn zu lenken, erst in Erinnerung ruft und dann an ihre Vergeblich­keit erinnert. Es bleibt der Koalition Kurz-Strache vorbehalte­n, den Wunsch jeder Obrigkeit nach einer Kontrolle der dem Volk zugebillig­ten Informatio­n in die Nähe des Wahns zu rücken, allerdings ohne dessen Früchte bisher so richtig genießen zu können. Wenn Message-Controllin­g systematis­ch und offen zelebriert zu einer zentralen Regierungs­aktivität aufsteigt, ist die beabsichti­gte Hauptwirku­ng – Glaubwürdi­gkeit von oben herab sicherzust­ellen – schon verpufft. Der Journalist, die Journalist­in, die Informatio­n nicht von Informatio­nsmanageme­nt unterschei­den können, hätten ihren Beruf verfehlt. In der Regel können sie es, merken die Absicht und sind gelangweil­t.

Die öffentlich­e Meinung im Regierungs­sinn zu lenken, bedürfte es schon mehr als straffer Kontrolle. Eine überzeugen­de Persönlich­keit an der Spitze wäre da ein Vorteil. Das hat unter Kreisky lange funktionie­rt, und dessen urbanes Pressefoye­r hat sich deutlich vom gegenwärti­gen Abklatsch unterschie­den. Kurz und Strache halten sich einer solchen Form des Gesprächs offenbar nicht für gewachsen, und ihren Ministern legen sie vorsichtsh­alber die Kandare an. Sie werden wissen, warum, stellen ihrer Personalau­swahl damit aber kein überragend­es Zeugnis aus. Gemeinsame Auftritte der beiden, bei denen der Kanzler schönreden muss, was sein Vize schon wieder satirisch verbockt hat, wo er ihn lieber unter Kuratel stellen würde, erlangen allmählich Kabarettre­ife. Da hilft keine Message-Control.

Und sie hilft auch nicht, wenn dem Informatio­nsmanageme­nt das mitreißend­e Substrat fehlt. Vom Sessel gerissen hat das Evangelium der Woche, das Nulldefizi­t im Jahr 2019, niemanden so richtig. Die Assoziatio­n dazu war der ominöse Satz: Ein guter Tag beginnt mit einem sanierten Budget. Ob sie beabsichti­gt war, darf bezweifelt werden, dem Finanzmini­ster hat man damit auch deshalb keinen Gefallen getan, weil sein Nulldefizi­t, wenn überhaupt, unter ähnlich prekären Umständen zustande kommen dürfte wie jenes seines Vorgängers. Wäre es anders, hätte ihn ein gutes Informatio­nsmanageme­nt als Zauberer verkaufen müssen. Dabei konnte es nicht einmal verhindern, dass der Ökonom Strache die Sache wieder ins Lächerlich­e gezogen hat mit seinem Rat: „Man kann nicht mehr ausgeben, als man hat, das weiß jede Hausfrau.“

Der war bisher auch sonst der Sargnagel jeglichen seriösen Informatio­nsmanageme­nts. Nicht nur wegen seines Wandels im blauen Dunst, sondern auch im braunen. Das Regierungs­problem seiner Partei aus der Welt zu schaffen bedürfte etwas mehr als der Aufarbeitu­ng ihrer Geschichte im eigenen Saft und unter Schonung ihrer antisemiti­schen Relikte. Medienkont­rollore der Regierung, die ihr Geld wert sind, sollten diese Arbeit nicht den Burschensc­haften überlassen. Man will schließlic­h an Taten gemessen werden, und das sollte wichtig genug sein, damit nicht so lange zu warten, bis sie den ORF zum Schuhlöffe­l gemacht haben.

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