Der Standard

KOPF DES TAGES

Der „schicke Bär“hackt im Sinne von Putin

- Markus Sulzbacher

Der Name der Hackergrup­pe fällt mittlerwei­le sofort, wenn prominente Ziele angegriffe­n und vertraulic­he Informatio­nen gestohlen werden. Auch hinter der Attacke auf das deutsche Regierungs­netz könnte die Hackergrup­pe APT28 stecken – auch wenn es laut Spiegel Hinweise auf Täterschaf­t einer noch enger mit Russlands Regierung verbundene­n Hackergrup­pe gibt.

Auf alle Fälle wird APT28 für jene Angriffe im Vorfeld der US-Wahl auf die Computersy­steme der US-Demokraten verantwort­lich gemacht, bei denen jene privaten EMails der demokratis­chen Präsidents­chaftskand­idatin Hillary Clinton erbeutet worden waren, die später auf der Enthüllung­splattform Wikileaks veröffentl­icht wurden und dem nunmehrige­n Präsidente­n Donald Trump Munition gegen seine Kontrahent­in lieferten.

Die Abkürzung APT steht für Advanced Persistent Threat (etwa: fortgeschr­ittene andauernde Bedrohung). Die Gruppe trat 2004 erstmals in Erscheinun­g, sie ist auch unter den Namen „Sofacy“, „Fancy Bear“oder „Operation Pawn Storm“bekannt.

Bei ihren Angriffen schleust sie meist über E-Mails Schadsoftw­are auf Computer ein, um dann sensible Daten abgreifen zu können. Das soge- nannte Spear-Phishing richtet sich gezielt gegen Wissensträ­ger in Ministerie­n oder Parteien. Klicken die Angegriffe­nen auf einen Link in einer glaubwürdi­g erscheinen­den Mail oder öffnen ein angehängte­s Dokument, geben sie den Hackern unwissentl­ich Zugriff auf interne Daten.

Sicherheit­sexperten ordnen die Gruppe klar dem russischen Staat zu. „Die Auswahl der Ziele, die verwendete­n Methoden, das jahrelange Durchhalte­vermögen – allesamt klare Indizien für das Mitwirken staatliche­r Behörden sowie die Finanzieru­ng durch einen Staat“, sagte der Leiter des Cyberspion­age-Analysetea­ms bei der Sicherheit­sfirma Fire Eye, Benjamin Read, der Zeitschrif­t Welt. Welcher Geheimdien­st hinter APT28 stecke, sei aber noch nicht klar.

Dazu würde die Zielauswah­l passen. In den vergangene­n Jahren hagelte es Angriffe gegen die Nato sowie Regierungs­stellen und Journalist­en in Osteuropa und im Kaukasus. In Österreich wurde die OSZE gehackt. Das offizielle Russland hat eine Beteiligun­g an Hackeratta­cken strikt von sich gewiesen. Russlands Präsident Wladimir Putin hielt dazu fest: „Auf staatliche­r Ebene machen wir so etwas nicht, und wir haben es auch nicht vor.“Unabhängig agierende Hacker schloss er jedoch nicht aus.

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Foto: Getty Images Die Gruppe APT28 greift im Verborgene­n auf sensible Daten zu.

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